Schallplatten optimal auf CDs brennen
So gehen Sie vor
Auf dem Dachboden verstaubt ein Stapel Schallplatten - Raritäten, an denen Erinnerungen hängen. Die frühen Hits der Lieblings-Bands, die unwiederbringliche Einspielung eines Konzertes, die Platte von der Party, als es zum ersten Kuss kam. Viele dieser Aufnahmen sind nicht als CD erhältlich - außer sie brennen diese pflegeleichten Silberlinge selbst. Gründe dafür gibt es genug: Für unterwegs taugen Schallplatten nicht, und die Konzertmitschnitte von damals oder der Retro-Party-Mix sind handlicher auf der CD. Ähnliches gilt für Musikkassetten, die sich schleunigst vor dem Verfall retten sollten: Sie verlieren mit den Jahren an Tonqualität, wirken dann dumpf, bis die Musik nicht mehr gut klingt.
Zum Glück brauchen sie nicht viel, um Ihre Analogaufnahme auf CD zu bannen. Was früher Tonstudios mit teueren Spezialprogrammen erforderte, leistet heute jeder gängige PC mit erschwinglicher Software. Über die Jahre hat sich insbesondere das Programm CLEAN von Steinberg dank Funktionsvielfalt und leichter Bedienbarkeit einen Namen gemacht: Die aktuelle Version alle notwendigen Werkzeuge zur Soundbearbeitung.
Und so geht es: Zu Beginn bringen Sie den Plattenspieler auf Vordermann und schließen die Stereo-Anlage oder das Cassettendeck an den PC an. Dann übertragen Sie die Musik, entfernen knistern und rauschen und geben der Aufnahme mehr Pep. Zum Schluss brennen Sie die Musik auf die CD - schon haben Sie es geschafft. Lehnen sie sich zurück und lauschen der Musik, die über Jahre in Plattenkisten verschollen war. Und das Beste: Sie hört sich so gut an wie am Tag, als Sie die Platte gekauft haben.
Was Sie brauchen
Musikaufnahmen verlangen dem PC keine Höchstleistung ab. Jeder PC ab 150 MHz und 64 MB Arbeitsspeicher kommt mit dieser Aufgabe zurecht. Pro Minute Musik benötigen Sie für die unkomprimierten WAV-Sounddateien etwa 10 Megabyte Platz auf der Festplatte.
Professionelle Soundkarten sind besser abgeschirmt als einfache Modelle und garantieren so einen Klang ohne störende Nebengeräusche - Menschen mit musikalischem Gehör können auf eine hochwertige Soundkarte nicht verzichten. Manche externe Modelle verlegen den Audio-Anschluss an die Vorderfront des PC.
1. Gründliche Reinigung muss sein
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Für eine gute Aufnahme müssen Tonabnehmer und Schallplatte sauber sein. Sonst entstehen Nebengeräusche. Bei stark verschmutzten Platten reinigen Sie den Tonabnehmer mit einer Isopropyl-Alkohol getränkten Bürste aus einem gängigen Set für Schallplatten und pusten ihn vor dem Abspielen trocken. Bewegen Sie dabei die Bürste in die gleiche Richtung, in der die Platte am Tonabnehmer vorbeigleitet (Zum Reinigen der Nadel eignet sich besonders gut die Clearaudio Nadelreinigungsbürste und die Clearaudio Nadelreiniger Flüssigkeit)
Dreht sich die Platte auf dem Plattenteller, halten Sie eine Karbonfaserbürste über die Scheibe, um den Staub zu sammeln. Außerdem beseitigen Sie damit die statische Aufladung der Scheibe - das vermeidet weitere Nebengeräusche. Wurde eine Platte lange Zeit nicht abgespielt, dann am besten vor der Aufnahme einmal anhören, damit die Nadel den Staub aus den Rillen putzt. Stark verschmutztes Vinyl beim Händler mit einer Plattenreinigungsmaschine waschen (Zur perfekten Schallplattenreinigung eignet sich die Clearaudio Plattenbürste oder die Clearaudio "Pure Groove" Schallplattenbürste).
2. Plattenspieler justieren
Lauschen Sie einmal dem Klang, wenn die Nadel die Rille abtastet und der Verstärker abgedreht bleibt - es klingt blechern. Der Verstärker passt das Signal des Plattenspielers an, hebt die Bässe und nimmt die Höhen zurück. Wichtig ist also: Sie dürfen den Plattenspieler nicht direkt an den PC anschließen - es sei denn, Sie besitzen eine Version von Steinberg Clean mit Vorverstärker, der den Plattenspieler mit der Soundkarte verbindet. Der Vorteil: Das Signal kommt in guter Qualität an, da Unwägbarkeiten der Stereo-Anlage bei diesem Vorgang wegfallen.
Der Tonarm des Schallplattenspielers sollte korrekt justiert sein. Falls sie den Tonabnehmer wechseln, achten Sie darauf, dass er mit dem Tonarm zusammenpasst. Stellen Sie das Auflagegewicht zwischen 1 und 1,5 Pond ein, um Verzerrungen so gering wie möglich zu halten (Um das Auflagegewicht des Tonarms perfekt einzustellen eignet sich bestens die digitale Tonarmwaage Clearaudio Exact).
3. Geräte an den PC anschließen
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Der Anschluss an den PC ist an sich einfach: Sie benötigen nur ein Kabel, das sie von der "Tape out"-Buchse der Stereoanlage zum "Line-In"-Eingang der PC-Soundkarte legen . Die Stereo-Anlage hat dazu zwei sogenannte Chinch-Buchsen, in die Soundkarte passt ein Mini-Klinkenstecker. Wichtig ist die richtige Verbindung: Sie benötigen kein immens teures Kabel, wie eingeschworene HiFi-Freaks sie verwenden. Aber es sollte gut abgeschirmt und höchstens einen Meter lang sein, damit kein Brummen auftritt (Um die Tape-Out-Buchse mit der Soundkarte des PCs zu verbinden, eignet sich das Oehlbach Kabel Y-Adapter Soundkarte). Führen Sie das Kabel nicht zu nahe an elektrische Geräte wie etwa Telefon, Computer oder Lautsprecher vorbei. Außerdem muss es ein Stereokabel sein, was an zwei Ringen am Ende des Klinkensteckers zu erkennen ist. Ein Mikrofonkabel hat hingegen nur einen Ring und ist ungeeignet - es überträgt nur mono.
Sollen Musikkassetten bearbeitet werden? Dann kann der Kassettenrekorder gleich an die Soundkarte andocken, die Stereo-Anlage ist überflüssig. Nicht so der Plattenspieler, der muss die Musik über den Verstärker der Stereoanlage einspielen.
Stecken Sie den kleinen Klinkenstecker in den "Line-In"-Eingang der Soundkarte. Ein konzentrischer Kreis mit einem Pfeil, der in den Kreis zeigt, oder ein roter Ring markieren diesen Eingang meist.
Achtung: Schließen Sie niemals an den Mikrofon-Eingang an, da dort andere technische Werte gelten und kein qualitativ hochwertiges Signal ankommt. Ohnehin nimmt dieser Eingang nur Mono auf.
4. Musik richtig aufnehmen
Starten Sie den Audiorecorder von Windows (unter Start > Programme > Zubehör > Unterhaltungsmedien). Auch wenn Sie damit keine Musik aufnehmen - testen Sie, ob ein Signal ankommt [1]. Falls nicht, klicken Sie im Audiorecorder auf "Bearbeiten, Audioeigenschaften" und im folgenden Fenster unter "Soundaufnahme" auf "Lautstärke". Es erscheint das Aufnahmefenster mit der Option "Line-In". Unter dem Schieberegler für die Lautstärke finden Sie ein Kontrollfenster, darin eventuell die Funktion per Mausklick aktivieren - ein Häkchen muss im Dialogfeld "Auswählen" [2] gesetzt sein. Stellen sie den Schieberegler so ein, dass der Regler auf die zweitoberste Markierung zeigt [3]. Schließen Sie alle anderen Anwendungen auf Ihrem PC. Nun die Nadel auf die Rille der Schallplatte setzen, den roten Aufnahmeknopf im Programm CLEAN drücken und mit Hilfe der Schieberegler auspegeln. Wichtig: Der Pegel darf nicht über 0 dB [4] ausschlagen, sonst entstehen Verzerrungen in der Musik, die nicht mehr zu beheben sind.
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A: VERDÄCHTIG STILL. Der Audiorekorder zeigt, ob ein Signal am PC ankommt.
B: GUT GEMISCHT. Im Windows-Mischpult "Line-In" wählen und die Lautstärke regeln.
C: TONANGEBEND. Die Schieberegler müssen richtig justiert sein, um Verzerrungen zu vermeiden.
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Mit CLEAN installiert sich übrigens das Zusatzprogramm WAVELAB auf der Festplatte. Damit lässt sich der Aufnahmepegel präziser einstellen. Unabhängig von der Aufnahmesoftware: Achten Sie auf jeden Fall auf einen übersichtlichen Lautstärkepegel zur exakten Einstellung. Falls die Skala Dezibel-Werte anzeigt, stellen Sie den höchsten Pegelausschlag auf den Bereich von -6 bis -3 dB. Auf Wunsch startet CLEAN die Aufnahme selbst. Den hastigen Wechsel zwischen Schallplattenspieler und Aufnahmestart ersetzt ein Mausklick auf das Kästchen vor der Option "Autostart" [5]. Sobald die Musik ertönt, beginnt das Programm die Aufnahme automatisch und trennt die Songs selbstständig voneinander. Dennoch: Es empfiehlt sich die Aufnahme mit WAVELAB zur exakten Einstellung der Lautstärke.
5. Störungsgeräusche entfernen
Die Songs stehen nach der Aufnahme links oben im Clean-Arbeitsfenster. Sieht gut aus, aber Kratzer, Knistern und andere störende Geräusche sind noch zu hören. Ebenso gelegentliches Brummen, verursacht durch elektromagnetische Interferenzen.
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Unter "Restauration" [1] finden Sie Filter zur Bearbeitung des Tonmaterials. Der so genannte Declicker [2] entfernt Knackser, die auf verkratzten Vinylplatten zu hören sind. Auch wenn sich bei der Aufnahme andere Elektrogeräte einschalten, etwa der Kühlschrank, entstehen solche Knackser. Der Decrackler [3] beseitigt konstantes Hintergrundknistern. Der Denoiser [4] wiederum empfiehlt sich insbesondere zur Bearbeitung der Musik von Tonbändern, da er Hintergrundrauschen zu Leibe rückt. Mit der Funktion Deesser [5] entfernen Sie Zischlaute. Dehummer [6] wirkt dem Netzbrummen auf der Stromfrequenz von 50 Hz entgegen. Das Programm kann selbst entscheiden, welche dieser Werkzeuge sinnvoll sind. Der Klick auf "Autoclean" [7] startet die Analyse des Songs. Schalten Sie die gewünschten Werkzeuge ein, indem Sie auf den linken Knopf [8] eines Tools klicken, so dass es sich blau einfärbt. Nun noch "Titel berechnen" [9] anklicken, und die Analyse beginnt. Der Knopf mit dem Ohr [10] startet die Funktion "Vorhören" und spielt nur die Geräusche vor, die das Programm entfernt. Entscheiden Sie selbst, ob die Einstellung zu hoch gewählt ist und Teile der Musik eliminiert würden. Nur Kratzer, Knistern und andere störende Geräusche sollten zu hören sein.
Tipp: Verzerrungen entfernen:
Sie können den Vorgang der Restaurierung wiederholen, allerdings bringen mehr als drei Durchgänge keine weiteren Verbesserungen. Manchmal sind Verzerrungen nicht wegzubekommen. Vielleicht war die Aufnahme übersteuert - dann ist eine zweite Aufnahme mit neu gewähltem Pegel die bessere Wahl.
6. Mehr Pep für den Sound
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Bei Bandaufnahmen ist zwar mit dem Denoiser zunächst das Grundrauschen zu entfernen. Damit ist aber noch nicht viel an Klangqualität gewonnen. Der vergleichsweise dumpfe Klang von alten Bandaufnahmen lässt sich mit einem Werkzeug [F] unter der Rubrik "Optimierung" [1] von CLEAN beheben. Die Prozentzahl hinter "Brillance" [2] zeigt in diesem Fall einen hohen Wert an [3]. Als Abhilfe errechnet das Programm, an welcher Stelle Obertöne dazupassen. So klingt die Musik prägnanter, wirkt dynamischer. Sie starten die Verbesserung mit einem Klick auf "Titel berechnen" [4]. Schließlich müssen Sie alle Stücke noch normalisieren, also die Lautstärke auf den optimalen Wert anheben. Die Normalisieren-Funktion in der Menüleiste ermittelt den Spitzenpegelwert der Audiodatei und hebt die gesamte Audiodatei so weit an, dass der Pegel maximal 0 dB erreicht. Damit klingt das Stück lauter und dynamischer, ohne das zusätzliches Rauschen hinzukommt. Als Grundregel gilt: Immer erst restaurieren, danach normalisieren.
7. Vorbereitungen zum Brennen
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Bevor Sie die Musik auf CD brennen, gibt es noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Ein Doppelklick in ein Feld unter der Zeile "Titel", und die Zelle ist blau unterlegt. Sie können jetzt den Songtitel eintippen. Damit druckt der Labeleditor von CLEAN später die Hülle der CD. Manche Songs müssen noch geschnitten werden - am Anfang und Schluß sind vielleicht zu lange Pausen entstanden. Ist der Song im Arbeitsfenster aktiv, öffnet ein Klick auf "Editor öffnen" das Programm Wavelab [G]. Die Songs erscheinen hier in Hüllkurven [1]. Klicken Sie mit der linken Maustaste an die Stelle, die den Beginn des Songs markiert, und ziehen Sie mit gedrückter Maustatse den Cursor an den Rand des Arbeitsfensters. Die Pause erscheint schwarz [2] unterlegt und verschwindet nach einem Klick auf das Symbol mit der Schere [3]. Falls nicht schon bei der Restaurierung geschehen, klicken Sie im letzten Arbeitsschritt auf "Titel berechnen". Eine grüne Titelnummer zeigt an, dass der Vorgang abgeschlossen ist. Erst jetzt ist der Song im CD-Format und damit auf der Stereo-Anlage abspielbar.
8. CD brennen
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Es ist soweit [H]. unter "CD" in der oberen Menüleiste [1] folgt die Option "Schreibe Audio-CD". Titel und Interpret eingeben, auf "OK" klicken und die Schreibgeschwindigkeit festlegen. Eine bereits mit Musik bespielte CD-R kann eventuell weitere Stücke aufnehmen - je nachdem, welche Brennmethode [2] Sie beim Brennen gewählt hatten. Die Option "Disc at Once" [3] beschreibt die CD, ohne den Laser zwischen den Stücken abzuschalten. Nach dem Brennvorgang wird die CD geschlossen - das hat Vor- und Nachteile: Einerseits geben CD-Player die Songs nur so wieder, andererseits können Sie keine weiteren Stücke aufnehmen. Wählen Sie "Session at Once", um später weitere Musikstücke zu ergänzen.
Welche Software brauchen Sie?
EINSTEIGER & FORTGESCHRITTENE
Gut zu bedienen und leistungsfähig, Menüs und Handbuch deutschsprachig.
> CLEAN (www.steinberg.net)
AUCH ZU EMPFEHLEN
Übersichtliche Bedienerführung und viele Funktionen bietet
> Magix Music Cleaning Lab (www.magix.net)
SHAREWARE-FAN
Tool zur semiprofessionellen Bearbeitung von Audiodaten, das auch Audio-Streams mitschneiden und konvertieren kann.
> Goldwave (www.goldwave.com)
Lexikon
BRILLANCE
Erweitert den Gehalt an Obertönen und frischt damit bandaufnahmen auf, verbessert den ansonsten dumpfen Klang
DECLICKER
Entfernt Knackgeräusche aus Musikstücken
DECRACKLER
beseitigt durchgängiges Hintergrundknistern, das beim Abspielen von Platten besteht oder von einer minderwertigen Stereo-Anlage herrührt.
DEESSER
Filter gegen überhöhte Zischlaute.
DEHUMMER
Entfernt Netzbrummen.
DENOISER
Eliminiert gleichmäßiges Hintergrundrauschen von alten Tonbändern und Musikkassetten.
DERUMBLER
Rumpelfilter, der Frequenzen unterhalb 20 Hertz abschneidet und damit dem Geräusch der Tonabnehmernadel auf der Rille der Schallplatte entgegenwirkt.
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