AV-Verstärker oder AV-Receiver-Kauftipps
Teil 1: Test-Beratung - wie suche ich den richtigen AV-Verstärker oder AV-Receiver
Text: Carsten Rampacher, AREADVD - update: 11.11.2003
Jeder, der sich eine Heimkino-Anlage installieren oder sein bestehendes System updaten möchte, steht beim Kauf neuer Komponenten vor keiner leichten Entscheidung. Das betrifft sowohl den DVD-Player als auch den AV-Verstärker oder AV-Receiver als Zentrum der Heimkino-Anlage. Dieses Special befasst sich mit den wichtigen Merkmalen von AV-Verstärkern und -Receivern.
Dolby Digital und DTS
Bei praktisch jedem modernen AV-Receiver ist inzwischen ein Dolby Digital- und DTS-Decoder Standard. Nur noch wenige Auslauf- oder Sparmodelle kommen lediglich mit einem Dolby Digital-Decoder (Dolby Digital-Logo siehe oben). Beim Kauf würden wir auf jeden Fall zu einem Receiver oder Verstärker mit Dolby Digital- und DTS-Decoder raten, da das Angebot an DTS-Software inzwischen beträchtlich ist (DTS-Logo siehe unten).
Dolby Digital und DTS (siehe dazu auch unser Special Dolby Digital) sind zwei miteinander konkurrierende Ton-Komprimierungsverfahren. Der ursprünglich im PCM-Format vorliegende Mehrkanal-Ton muss komprimiert werden, damit die Tonspur (in den meisten Fällen sogar mehrere Mehrkanal-Tonspuren, z.B. Deutsch und Englisch 5.1, zusätzlich vielleicht noch Französich Dolby Digital 2.0) zusätzlich zu den Bildinformationen noch auf eine DVD passt. Trotz des großen Speicherplatzes, den eine DVD-9 (DVD mit zwei Layern, die heutzutage in den meisten Fällen für einen Spielfilm verwendet wird) bereitstellt, müssen Bild und Ton komprimiert werden. Das Besondere an Dolby Digital und DTS: Im Gegensatz zum matrixbasierten Dolby Pro Logic liegen hier diskrete Kanäle vor, genauer gesagt fünf Vollfrequenzkanäle (Front links/rechts, Center, Surround links/rechts) und ein frequenzlimitierter Kanal für die tieffrequente Effektwiedergabe - daher ergibt sich die Bezeichung 5.1 für das Kanalschema.
"Surround-Aufpolierer"
Dolby Pro Logic 2 ist, genauso wie der Vorgänger Pro Logic, ein matrixbasiertes Decodingverfahren. Ein Hauptunterschied zwischen Pro Logic und Pro Logic 2 liegt zunächst einmal darin, dass bei Pro Logic die Bandbreite der Surroundkanäle auf 7 kHz limitiert war, PL 2 arbeitet hier ohne eine Limitierung, was eine transparentere, klarere und weniger mittenbetonte Darstellung der Surround-Klangkulisse ermöglicht. So bietet Pro Logic II einen sowohl im Bass- als auch Höhenbereich einen authentischeren Klang, Zweiter wichtiger Unterschied: Während Pro Logic bei der Wiedergabe von Musik in Surround nur äußerst unbefriedigende Resultate erzielte, da auf den Surround-Kanälen nur ein Mono-Signal wiedergegeben wurde und sich das System damit eigentlich nur der Einsatz beim Anhören von Filmmaterial empfahl, geht PL 2 einen Schritt weiter: Dolby Pro Logic II ermöglicht auch auf den Surround-Kanälen Stereo-Wiedergabe und ermöglicht damit einen Klangeindruck, der annähernd an das herankommt, was man von echtem 5.1-Ton kennt. Zudem besteht bei Pro Logic 2 die Möglichkeit zwischen zwei Betriebsarten, die gezielt für die Wiedergabe von Musik oder Film gedacht sind, daher heißen die Modi "Music" und "Movie". Bei der "Music"-Betriebsart sind zwei unterschiedliche Varianten zu unterscheiden: Die "Light"-Version bringt keinerlei Einstellmöglichkeiten im Music Mode mit, hier sind alle Werte somit unveränderliche Fixwerte. Bei der Vollversion von Dolby Pro Logic 2 Music gibt es hingegen verschiedene Einstellmöglichkeiten im Music Mode: Die Dimension Control, die die Balance zwischen Front- und Surround-Klangkulisse regelt, die Center Width Control, die die Balance zwischen dem Center und den Frontlautsprechern regelt und den "Panorama Mode", der ein weiträumigeres Klangbild erzeugen soll. Je nach Art der Software, der Raumakustik, des Lautsprecherequipments und des persönlichen Geschmacks können diese Einstellmöglichkeiten durchaus von Nutzen sein. Inzwischen haben nur noch reine Dolby Digital/DTS 5.1 AV-Receiver und ältere 6.1- oder 7.1-Modelle Dolby Pro Logic 2 an Bord. Die aktuelle Generation verfügt über Dolby Pro Logic 2x.
Dolby Pro Logic 2x
Mit Dolby Pro Logic 2 haben die Dolby-Entwickler vor einiger Zeit einen Surround-Aufpolierer entwickelt, der inzwischen aus praktisch allen gängigen AV-Verstärkern, AV-Receivern und Heimkino-Komplettlösungen nicht mehr wegzudenken ist. Mit den zwei Programmen für die Musik-Aufbereitung und für die Aufbereitung von Filmton-Material ist PLII sehr gut für ein ansprechendes Surround-Erlebnis auch bei Stereo-CDs oder bei Dolby Pro Logic-codiertem Quellmaterial geeignet. Nach dem durchschlagenen Erfolg von Pro Logic II gibt es nun wiederum eine Weiterentwicklung, die auf den Namen Dolby Pro Logic IIx hört. Dolby Pro Logic IIx weitet Stereo- und 5.1-Quellmaterial auf 6.1 und 7.1 Kanäle aus. Auf Wiedergabesystemen mit vier Surroundlautsprechern soll PL IIx einen natürlicheren, raumfüllenderen und dichteren Klang ermöglichen. Die Anwendungsmöglichkeiten für Dolby PLII x sind vielfältig, jedes Quellmaterial von reinem Stereo bis zu Dolby Digital 5.1 EX wird, so Dolby, wirkungsvoll aufpoliert.
Wie bereits bei Dolby Pro Logic II, bietet auch PL IIx zwei Betriebsarten - den Music Mode und den Movie Mode, je nach dem, ob Musik- oder Filmmaterial decodiert werden soll. Dolby PL IIx ermöglicht auch die Aufpolierung von 192 kHz/24-Bit-Quellen und von 96 kHz/24-Bit-Quellen. Damit ergeben sich erweiterte Einsatzmöglichkeiten, denn wenn der DVD-Player mittels einer digitalen Highspeed-Verbindung mit dem Prozessor im AV-Verstärker oder AV-Receiver verbunden ist und der Verstärker/Receiver über ein entsprechendes DSP und ein Bassmanagement verfügt, kann die PL IIx-Nachbearbeitung auch bei DVD Audio- oder SACD-Quellen angewendet werden. Neu bei PL IIx ist ein optionaler Game Mode, der die besonders einschlagenden niederfrequenten Surroundeffekte auf den Subwoofer des Multichannel-Systems umleitet. Im Music Mode, der laut Dolby-Informationen den Klang gleichmäßig unter allen Surroundlautsprecher aufteilt und so besonders nützlich bei ursprünglich in Stereo aufgenommenen Quellen ist, bleiben die drei bereits bekannten Einstellmöglichkeiten erhalten:
- Dolby Dimension Control: Der Benutzer kann das Klangfeld in Bezug auf die Rear-Lautsprecher und die Frontlautsprecher einstellen und die Balance stufenlos von vorne nach hinten verschieben.
- Dolby Center Width Control: Der Modus für den Center-Lautsprechers kann zwischen dem schon bekannten Phantom Mode, wo die Tonwiedergabe bei den Frontlautsprechern nur über den rechten und linken Hauptlautsprecher erfolgt, und einer Schaltung, bei der vorne ausschließlich der Center läuft, stufenlos variiert werden. Auf diesem Wege lässt sich der bei der Musikwiedergabe häufig als störend empfundene Center-Kanal ausblenden.
- Dolby Panorama Mode: Soll bei der Wiedergabe von Musik ein weiträumiges Klangfeld schaffen. In der Praxis zeigten sich bei vielen Musikarten nicht allzu bahnbrechende Veränderungen. Bei sehr guten Aufnahmen konnte der "Panorama Mode" ein luftigeres, weitläufigeres Klangbild vermitteln, ohne die musikalische Präzision zu sehr leiden zu lassen.
Eine volle DD 5.1 EX-Funktionalität bringt Dolby Pro Logic IIx im Movie Mode mit. Wird dieser für die 6.1 Wiedergabe verwendet, erzeugt das System, wie üblich beim Dolby Dolby Digital 5.1 EX Decoding, bei der Reproduktion des Back Surround-Lautsprecherkanals auf Dolby Digital 5.1 EX-Tonspuren als ein einzelnes Monosignal. Um alle Vorteile von Dolby Pro Logic IIx auszukosten, empfiehlt Dolby jedoch ein 7.1 System, das ein weiteres, umfassenderes Raumgefühl bereit stellt und das Problem der "Hot Spots", die direkt hinter dem Hörer auftreten, aufgrund der Beschallung mit zwei Lautsprechern nicht mitbringt. Die psychoakustische Lokalisierung der Effekte als aus der Mitte hinter dem Zuhörer kommend ist bei einem System mit zwei Back Surround Lautsprechern besser gegeben als bei einem System mit nur einem Back Surround-Lautsprecher. Insgesamt bietet Dolby Pro Logic 2x mit seiner aufwändigen Arbeitsweise ein beachtliches Niveau - ganz gleich, ob Film- oder Musikmaterial aufbereitet werden soll, das Ergebnis mit straffer, kräftiger Basswiedergabe, einem wohl strukturierten Präsenztonbereich und einem erstaunlich klaren Klang im oberen Teil des Frequenzspektrums sorgen für viel Hörspass. Im Vergleich zum Vorgänger PL2 ist die Tiefenstaffelung auch der Front-Klangkulisse deutlich besser geworden, das Surround-Soundfeld bietet mehr Dichte und mehr Authentizität. Insgesamt ein wertvolles Feature, nur bei manchen Jazz- und Klassikstücken wirkt DTS Neo:6 noch luftiger - aber Vorsicht: Während Neo:6 in akustisch sehr lebendigen Räumen zu viel Hall produziert, ist PL2x ein echtes Allroundtalent und praktisch in jedem Hörraum nutzbar.
DTS Neo:6
DTS Neo:6 ist das älteste der hier vorgestellten Systeme. Aufgabe ist auch hier, herkömmliche Zweikanal- oder Surroundsignale mittels eines speziellen Decoders, der auch bei der DTS ES 6.1 Matrix-Schaltung Verwendung findet, auf bis zu 6.1 Kanäle aufzupolieren. Eine genaue Eingangssignal-Kennung und die Matrix in Kombination erlauben für alle 6.1-Kanäle eine Reproduktion des gesamten, von 20 Hz bis über 20 kHz reichenden Frequenzspektrums. Auch soll eine sehr gute Kanaltrennung möglich sein, DTS spricht vom selben Pegel wie dem beim digitalen diskreten System. Damit Neo:6 auch optimal angewendet werden kann, gibt es auch hier zwei Betriebsarten: Kino und Musik. im Musik-Modus werden die beiden Front links/rechts Kanäle direkt wiedergegeben und umlaufen die Decoderschaltung. Dadurch entsteht kein Qualitätsverlust beim Klang. Der vom Center- und von den Surroundkanälen ausgegebene Effekt soll dann das Klangfeld effektiv räumlich weiten. In der Praxis zeigt sich, dass man mit Neo:6 bei einigen CDs (Musik-Modus) und auch bei verschiedenen DVDs (Kino-Modus) noch ordentliche Resultate erzielen kann - besonders der Bassdruck ist, je nach Raumakustik, verwendetem AV-Receiver / -Verstärker und Software, noch immer sehr brauchbar. In Bezug auf die Natürlichkeit der räumlichen Darstellung, die Stimmwiedergabe und die Brillanz im Hochtonbereich ist Dolby PL 2 aber insgesamt das bessere, weil klarer und sauberer darstellende System.
In verschiedenen AV-Receivern, z.B. von Marantz und Kenwood, wird der Surround-Aufpolierer Circle Surround 2 mit dem Bassverstärker TruBass eingesetzt. Ebenfalls gibt es auch bei Circle Surround 2 verschiedene Betriebsarten: Für Musik, für Filme und für eine akustische optimierte Mono-Wiedergabe. Die Intensität der TruBass-Bassverstärkung kann im Menü des jeweiligen AV-Receivers eingestellt werden. Bei vernünftiger Einstellung sind in Bezug auf die Bassperformance tatsächlich Unterschiede herauszuhören, wie sich beispielsweise im Test des Marantz SR-7500 herausstellt. je nach dem Umfang der Integration bietet CS 2 verschiedene Einstellmöglichkeiten: Bei der "Center Focus" Einstellmöglichkeit handelt es sich um die Funktion, die unter dem Namen "Center Width Control" bei Dolby PLII Music anwählbar ist. Man kann den Wirkungsbereich des Centers von "Off" (nur Signalausgabe über die Haupt-Lautsprecher) bis zu "+ 10" einstellen. Mittels "Rear Delay" kann die Delayzeit für die Surround-Lautsprecher zwischen 0 und 25 ms variiert werden. Bei CS II "Gain" kann der Eingangspegel in einem Einstellbereich zwischen 0 und 18 angehoben werden.
Akustisch sind die Leistungen von CS 2, je nach Integration, als befriedigend bis sehr gut einzustufen. Während beim Test: Marantz SR-4300 die Ergebnisse befriedigend sind, werden z.B. beim Marantz SR-7300 (oben im Bild) sehr gute Ergebnisse erzielt. Wer einen Receiver ins Auge gefasst hat, der sowohl über PL 2 als auch über CS 2 verfügt, sollte sich freuen - denn je nach Software und Hörgeschmack kann mal der eine, mal der andere Surround-Aufpolierer bessere Ergebnisse erzielen. Bei CS 2 ist es, je nach AV-Receiver, möglich, dass der eine oder die beiden Back Surround-Lautsprecher auch mit eingebunden werden. Somit wird ein weitläufigerer und dichter Surround-Klangeindruck ermöglicht.
Logic 7
Eine Entwicklung der Firma Lexicon, die zu Harman International gehört. Daher wird Logic 7 auch in den verschiedenen Receiver-Modellen der Harman-Kardon-Produktpalette eingesetzt. Eine besonders aufwändige Version findet sich im unten abgebildeten Harman-Kardon AVR-630.
In der 7.1 Konfiguration laufen alle 7 Lautsprecher und der aktive Subwoofer mit. Schade nur, dass im Musikeinsatz eine Einstellmöglichkeit für die Center/Frontlautsprecher-Balance fehlt. Im Musikbetrieb soll die Klangbühne verbreitert werden, die Räumlichkeit steigt durch ein natürlich klingendes Surround-Klangfeld und eine präzise, druckvolle Basswiedergabe sorgt für ein entsprechendes tieffrequentes Fundament. Unsere Klangtestreihen bewiesen, dass dies nicht nur leere Worte sind - Logic 7 ist selbst bei klassischer Musik oder bei Jazzmusik ein angenehmer Partner und agiert etwas zurückhaltender als CS 2 und auch als PL 2, dafür aber detailreicher, natürlicher und präziser. Sehr wichtig: Wer Logic 7 effektiv einsetzen möchte, sollte sich einen qualitativ hochwertigen Center anschaffen. Für die Liebhaber eines besonders kräftigen Basses hält Harman den Logic 7 Enhanced Mode, primär geeignet für die Musikwiedergabe, bereit. Eine breitere und tiefere Darstellung mit Bassdruck von allen Seiten sind hier die akustisch kennzeichnenden Merkmale. Es die tiefen Frequenzen zwischen 40 und 120 Hz werden nicht nur dem Subwoofer, sondern auch den Haupt- und den Surroundlautsprechern (die dann, um einen Effekt zu erzielen, entsprechend gut für die akkurate Basswiedergabe gerüstet sein müssen) zugeführt. In unseren Testreihen erzielte Logic 7 Extended (nur in 5.1-Lautsprecherkonfiguration einzusetzen) gerade bei bass- und effektstarker Musik sehr gute Ergebnisse - Voraussetzung sind aber großvolumige, basskräftige Lautsprecher. Wie bei den Konkurrenzprodukten bietet auch Logic 7 einen Cinema-Modus. Dieser soll eine bessere Verständlichkeit des Centerkanals, eine detailreiche Surround-Klangkulisse, eine gelungene Einarbeitung der aktiven Subwoofer und eine besonders gute Ortbarkeit. Mit seiner natürlichen, breiten und angenehmen Gesamtakustik, die mit einer erstaunlichen Feinmodellierung einher geht, bewies Logic 7 Cinema in unseren Test mit vielen Harman-Modellen große Talente.
Mehr zu den Surround-Aufpolierern finden Sie in unserem Special Dolby Surround, Dolby Pro Logic II, DTS Neo:6 ...
Extended Surround
Wem es wichtig ist, einen klanglich dichten, räumlich weiten und voluminösen Surround-Bereich realisieren zu können, findet ein immer größer werdendes Angebot an AV-Receivern und AV-Verstärkern, die für die Wiedergabe der Extended Surround-Tonformate geeignet sind. Die Geräte werden preislich immer günstiger, je nachAusstattung geht es bereits in der Preiskategorie um 400,00 EUR los, für knapp über 500,00 EUR bekommt der Käufer schon exzellente Offerten wie beispielsweise den Yamaha RX-V650 (unten im Bild).
Etabliert haben sich die folgenden Formate: Dolby Digital 5.1 EX, THX Surround EX (in 7.1.-Lautsprecherkonfiguration) und DTS ES Matrix/Discrete 6.1. Wer sich für ein älteren Verstärker- oder Receiver-Modell mit EX-Decoding interessiert, muss sich genau mit den Extended Surround-Tonformaten auseinander setzen, denn in der Extended Surround-Anfangsphase gab es ein nicht unbeträchtliches Durcheinander verschiedener Bezeichnungen - in der folgenden Übersicht haben wir alles Wissenswerte in Kurzform zusammengetragen.
Die unterschiedlichen EX- und ES-Formate
- DTS ES Compatible 6.1: Hier kann der jeweilige Hersteller eine eigene Matrixlösung für die Wiedergabe des Back Surround Kanals bei DTS ES Software ins Gerät integrieren. Nicht die "offizielle" DTS-Matrix. Daher tragen diese Geräte auch nicht das DTS ES-Logo auf der Frontplatte, der Hersteller darf aber sagen, dass der AV-Receiver kompatibel ist zur Wiedergabe von DTS ES-Software (NUR Matrixwiedergabe!). Nur noch bei älteren Geräten zu finden.
- DTS ES Matrix 6.1.: Back Surround Kanal wird mittels einer weiter entwickelten Matrix erzeugt, so wie sie auch beim Aufpolierer Neo:6 eingesetzt wird. Nur ein Back Surround-Lautsprecher Pflicht, Back Surround Kanal kein Vollfrequenzkanal.
- DTS ES Discrete 6.1.: Back Surround Kanal wird diskret erzeugt. Vollfrequenzkanal, Spektrum von 20 Hz bis 20 kHz. Nur ein Back Surround-Lautsprecher Pflicht. Für DTS ES Discrete/Matrix 6.1-Decoder gibt es das oben zu sehende Logo. Beide Systeme sind inzwischen nur im Verbund erhältlich, d.h. es kann sowohl DTS ES Discrete als auch DTS ES Matrix 6.1 decodiert werden.
- Dolby Digital 5.1 EX. Matrixbasiertes System, Back Surround Kanal kein Vollfrequenzkanal. Seit einiger Zeit gibt es nun auch ein offizielles DD 5.1 EX-Logo, welches auf AV-Verstärkern oder AV-Receivern angebracht wird, die eine von Dolby offiziell lizenzierte Matrix mitbringen. Nur ein Back Surround-Lautsprecher Pflicht. Erkennbar im nebenstehenden Logo
- Zur Wiedergabe von Dolby Digital EX-codiertem Material geeignet. Hersteller verwendet eigene, nicht offiziell lizenzierte Matrix zur Decodierung von DD 5.1-EX-Material. Dies wurde vor allem vor der Zeit von der offiziellen DD 5.1 EX Norm so gehandhabt. Nur ein Back Surround-Lautsprecher Pflicht. Inzwischen gibt es kaum noch AV-Verstärker/-Receiver, auf die dieses zutrifft. Nur ältere Modelle sind davon betroffen.
- THX Surround EX. THX-Variante von Dolby Digital EX. Diese Norm mit voller THX-Nachbearbeitung gab es zunächst, da THX für Dolby den Heimkino-Consumer-Markt bediente. Funktioniert mit 2 Back Surround-Lautsprechern, die allerdings das gleiche Signal bekommen. In der ursprünglichen Form auf DD 5.1 EX-Basis: Back Surround Kanal kein Vollfrequenzkanal. Im Zuge des neuen THX Ultra II brachte THX jedoch (siehe hier im Test weiter unten) eine weitere Neuerung mit ein: Nun wird auch der diskrete zusätzliche Back Surround Kanal von DTS ES Discrete 6.1 einer Nachbearbeitung unterzogen.
- 6.1-Phantomschaltungen, wie z.B. von Sony und von Yamaha angeboten. Hier ist nicht der Anschluss eines zusätzlichen Back Surround-Lautsprechers vorgesehen, sondern der LS wird virtuell erzeugt. Bringt in der Praxis einen kleinen Vorteil an Effektfülle und Räumlichkeit, "echte" Back Surround-Systeme klingen aber natürlich noch kompletter.
Bevor man allerdings "blind" zu einem Extended Surround-Gerät greift, sollte man sich eine EX-Anlage auf jeden Fall in Natura anhören und sich auch mit den räumlichen Bedingungen im eigenen Hörraum auseinander setzen. Ebenfalls muss das ins Auge gefasste Gerät genau im Hinblick auf die technischen Spezifikationen untersucht werden.
Wichtig bei den Überlegungen im Zusammenhang mit einer Extended Surround-geeigneten Anlage:
- Hat man Interesse, ein Heimkino mit zusätzlichen Back Surround Lautsprechern zu errichten, ist es von großem Vorteil, sich zuerst über die Aufstellmöglichkeiten der zusätzlichen Lautsprecher zu informieren. Als Informationsquelle dienen dabei die Webseiten von Dolby und THX, wo die optimalen Bedingungen aufgeführt werden. Besonders interessant sind dabei die Möglichkeiten, die THX Ultra II bietet, da eine 7.1-Lautsprecher-Installation wirkungsvoll nicht nur für den Film- sondern auch für den Musikbetrieb genutzt werden kann.
- Auf jeden Fall genau überprüfen, wie viele Endstufen im Verstärker oder Receiver eingebaut sind. Verschiedene Modelle verfügen lediglich über fünf eingebaute Endstufen. Um Extended Surround realisieren zu können, muss also noch entweder eine Zweikanal-Endstufe oder ein Stereo-Verstärker her. Diese zusätzliche Endstufe wird über die dafür vorgesehenen Vorverstärker-Ausgänge (Pre-Outs) an der Rückseite der AV-Verstärker / -Receiver angeschlossen. Hier sollte, wenn man bei einem günstigeren Gerät an den Aufbau eines 7.1-Systems denkt, unbedingt überprüft werden, ob ein 7.1-Decoding möglich ist und ob die für die Anschlüsse nötigen Pre-Outs auch mitgeliefert werden. "Special Feature": Pioneer baut in ihre Geräte (z.B.: Pioneer VSX-D814) zwar lediglich eine Endstufe für den Back Surround Betrieb ein, diese lässt sich jedoch auftrennen, so dass man 2 Back Surround Lautsprecher anschließen kann.
- Mit einem 7.1-System erreicht man nochmals geringfügig bessere Werte in Bezug auf die räumliche Dichte und das Volumen der Darbietung, auch hat ein 7.1-System die bessere psychoakustische Effektortung als Vorteil gegenüber einem 6.1-LS-Aufbau. Beide Back Surround Lautsprecher geben das identische Signal wieder. Wer häufiger mit mehreren Gästen Filme anschaut: Auch hier sind 2 Back Surround-Boxen besser geeignet, damit die Effektwiedergabe auch für denjenigen, der ungünstig und nicht genau zentral sitzt, in den Punkten Ortbarkeit und Präzision noch gut ist.
- Für viele Einsatzzwecke reicht ein 6.1-System hingegen aus. Daher raten wir, vor dem Kauf beide Systemarten bei einer Hörprobe genauer unter die Lupe zu nehmen, um sich dann zu entscheiden.
- Wenn man Probe hört, sollte man sich anschließend auch über die Bestückung entweder mit Dipolen oder Direktstrahlern für den Back Surround Bereich im Klaren sein. Auf jeden Fall sollten die Lautsprecher, die für die Back Surround-Beschallung ausgewählt werden, aus der gleichen Produktfamilie wie der Rest der Boxen stammen.
Fazit: Bei einem sorgfältigen Aufbau ist eine 6.1- oder 7.1-Anlage eine echte klangliche Verbesserung. Wer hingegen nicht die richtigen räumlichen Bedingungen im heimischen Hörraum vorfindet und eine Extended Surround-Lösung nicht normgemäß installieren kann, sollte lieber von einem Einbau absehen, da eine schlecht aufgestellte 6.1- oder 7.1-Konfiguration schlechter klingt als eine ordentlich aufgestellte 5.1-Anlage. Wer noch nicht die nötigen räumlichen Voraussetzungen für den Back Surround-Einsatz hat, in absehbarer Zeit aber einen anderen Hörraum nutzen wird bzw. den bestehenden Hörraum für den akkuraten Aufbau einer EX-Lösung optimieren möchte, kann sich ruhig einen EX-AV-Receiver/-Verstärker anschaffen. Wer ein sehr hochwertiges Gerät möchte, hat auch kaum eine andere Wahl, denn diese Maschinen sind größtenteils bereits mit sieben Endstufen und allen erforderlichen Decodern ausgestattet.
Die Stereotauglichkeit
Möchte man sich einen AV-Verstärker / -Receiver anschaffen und soll das Gerät auch noch zu einem nicht unbeträchtlichen Anteil für die Wiedergabe von Musik in Stereo verwendet werden, so ist zu beachten: Gerade die günstigeren Geräte bis etwa 1.000,00 EUR sind stark auf Heimkinoklang hin optimiert. Nicht selten stellen enttäuschte Neubesitzer fest, dass ihr 15 Jahre alter Stereoverstärker im Stereobetrieb besser klingt als der nagelneue Heimkino-Receiver. Dies ist keine Seltenheit, denn die Prioritäten bei der Entwicklung sind anderes gesetzt. Es ist zwar der erfreuliche Trend zu beobachten, dass selbst recht günstig zu erwerbende AV-Receiver inzwischen brauchbar im Stereoeinsatz klingen (wie z.B. die Yamaha-Modelle Yamaha RX-V650 und Yamaha RX-V750 oder auch die Denon-Modelle AVR-2105 und Denon AVR-2805), doch wer gern hochklassig Musik in Stereo hören möchte, sollte besser verschiedene Alternativen ins Auge fassen:
1. Zu einem teureren Gerät greifen. Zwischen 1.100,00 und 1.500,00 EUR (UVP) gibt es Receiver wie den Harman-Kardon AVR-630, den Pioneer VSX-2014i-S (oben im Bild) oder den Denon AVR-3805, die auch im Stereobetrieb erfreulich gut klingen. Gerade in letzter Zeit scheint man diesem Thema verstärkt Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, es gibt verschiedene AV-Verstärker und -Receiver, die im Stereobetrieb brauchbar klingen. Das Niveau sehr guter Stereoverstärker oder gar exzellenter Stereo-Vor-/Endstufenkombinationen wird aber auch hier nicht erreicht. Gerade in den Punkten räumliche Abbildung, Präzision und Detaileinarbeitung wünschen sich sehr anspruchsvolle Stereohörer unter Umständen noch mehr. Nur sehr wenige AV-Verstärker oder -Receiver, vornehmlich der Bolidenklasse, bieten eine Stereo-Klanggüte, die auch dem anspruchsvollen Hörer ausreicht. Als Beispiele für eine überragende Stereoreproduktion wären hier z.B. der Harman-Kardon AVR-7300, der Yamaha DSP-Z9, der Pioneer VSA-AX10i-S, der Denon AVC-A1SR und der Marantz SR-12S1 (unten im Bild) zu nennen. Hier muss sich der Käufer aber zuvor die Frage stellen, ob er auch die umfangreichen Surround-Features und die üppige Endstufen-Bestückung des AV-Boliden benötigt. Nur aus Gründen der besseren Stereowiedergabe einen sehr teuren AV-Receiver oder -Verstärker zu kaufen, ist kein lohnendes Unterfangen. Für diejenigen, die bezüglich der Surroundqualitäten normale und bezüglich der Stereoqualitäten sehr hohe Anforderungen stellen, sollten sich lieber mit unserer Variante 2, die nun beschrieben wird, auseinander setzen.
2. Einen günstigeren Receiver kaufen und den bisherigen Stereo-Verstärker weiter betreiben. Wichtig: Sich zu dem günstigen AV-Receiver ein komplettes (vielleicht Subwoofer-/Satellitensystem, wenn man darüber vorwiegend Filmton genießen möchte - es gibt inzwischen auch zu günstigen Kursen sehr gute Angebote) Lautsprecherset kaufen, um ein stimmiges Klangerlebnis zu realisieren. Die bislang benutzten Stereo-Lautsprecher mit einer preisgünstigen und im schlimmsten Falle klanglich gar nicht passenden Surround-Erweiterung zu versehen, bringt im Surround-Einsatz nur unbefriedigende Ergebnisse und ist daher nicht zu empfehlen, da die akustische Homogenität und die Dynamik der Surround-Klangkulisse nicht selten unterdurchschnittlich ausfällt.
3. In einigen Fällen hilft auch eine zusätzliche Zweikanal-Endstufe für den Stereobetrieb. In diesem Fall wird die zusätzliche Endstufe über die Pre-Outs für die Frontkanäle angeschlossen. Die Folge: Anstatt der im Receiver / Verstärker eingebauten Endstufen für die beiden Hauptlautsprecher läuft die höherwertige, externe Endstufe. Doch Vorsicht. Die im AV-Receiver verbaute Vorstufe hat einen beträchtlichen Anteil an der Güte des Klangs. Mit anderen Worten: Ist die Vorstufe des AV-Receivers für eine hochqualitative Stereo-Wiedergabe nicht geeignet, hilft die beste externe Endstufe nichts. Daher bringt diese Erweiterung in erster Linie bei AV-Receivern/-Verstärkern der gehobenen Preisklassen eine echte Klangverbesserung. Bei der Endstufe sollte dann allerdings auch auf ein qualitativ anspruchsvolles Modell zurückgegriffen werden, die auch bezüglich der Dauerbelastung und der Gesamtleistungsdaten Garant für eine exzellente Stereo-Performance ist. Eine Alternative zu Endstufen sind hochwertige Aktivlautsprecher (Lautsprecher mit eingebauten Endstufen), die ebenfalls hohen akustischen Ansprüchen gerecht werden können .
Unser Fazit: Wer große Ansprüche an den Stereoklang stellt und in Bezug auf die Mehrkanal-Fähigkeiten mit einem normalen Leistungsprofil legt, ist mit zwei getrennten Anlagen - einer für den Stereobetrieb und einer preisgünstigeren für den Surroundeinsatz - am besten bedient. Natürlich müssen die Räumlichkeiten für zwei Anlagen vorhanden sein. Wer Höchstleistungen im Mehrkanal-Betrieb mit sehr guten Ergebnissen im Stereoeinsatz verbinden möchte, schafft sich am besten einen AV-Verstärker oder AV-Receiver der Bolidenklasse an. Zwar gibt man dann viel Geld aus, die hohe Investition amortisiert sich aber, wenn man das edle Gerät a) für Stereo und Surround gleichermaßen nutzen kann und b) die Maschine über mehrere Jahre einsetzt und nicht dauernd upgradet. Wer externe Endstufen anschließen möchte, um den Höreindruck zu verbessern, sollte sich vor der Anschaffung teurer Endstufen oder teurer Aktivlautsprecher über die Güte der im Verstärker oder Receiver integrierten Vorstufe im Klaren sein. Unter Umständen ist dann die zusätzliche Anschaffung einer hochwertigen Vorstufe, vielleicht auch gebraucht, der bessere Weg.
Der AV-Receiver/-Verstärker und die passenden Lautsprecher
Elementar wichtig: Die Abstimmung der am Receiver bzw. Verstärker angeschlossenen Lautsprecher. Denn wer beispielsweise ausgewachsene und leistungsstarke Frontboxen wie die "klassischen" Infinity Kappas (nicht die "New Kappa" der aktuellen Baureihe) oder große Canton Ergo RC-L an seinem AV-Verstärker / -Receiver ohne zusätzlichen aktiven Subwoofer betreiben möchte, braucht ein Gerät, das mit den hohen Anforderungen, die die Lautsprecher an den Verstärker oder Receiver stellen, auch zurechtkommt. Selbst teure AV-Verstärker haben beispielsweise mit extrem "leistungshungrigen" Lautsprechern, die größte Anforderungen an die Potenz des Verstärkers stellen, Probleme. Hier hilft dann nur: Mittels einer hochwertigen externen Endstufe, für die große Stromstärken und niederohmige Lautsprecher keine Schwierigkeit darstellen, für die Frontkanäle aufrüsten. Auch wichtig: Es sollte kein sehr potenter Verstärker / Receiver beispielsweise an ein billiges Sub/Sat-System angeschlossen werden. Es sind immer die Relationen zu beachten: Eine 2.000,00 EUR-Standbox an einem 350,00 EUR-AV-Receiver macht ebenso wenig Sinn wie ein 250,00 EUR Sub/Sat-System an einem 1500,00 EUR-AV-Receiver. Wer Lautsprecher und AV-Receiver als Auslaufmodell ersteht, sollte sich immer mit den ursprünglichen Preisklassen auseinander setzen, zu denen die Geräte einmal gehörten, und dann passend kombinieren. Beispiel: Der AV-Receiver, der von 600,00 auf 500,00 EUR herabgesetzt wurde, kombiniert mit sehr großen und leistungsmäßig anspruchsvollen Hauptlautsprechern, die von 1500,00 EUR / Stück auf den Schnäppchenpreis von 600,00 EUR herabgesetzt wurden, stellt kein optimales "Team" dar. Viele Käufer denken dann auch, bei entsprechend großvolumigen Lautsprechern benötige man dann keinen aktiven Subwoofer mehr, da die Boxen problemlos bis 30 oder 40 Hz heruntergehen können. Dies führt in der Praxis dann zu herben klanglichen Enttäuschungen, da der relativ kleine AV-Receiver an den überdimensionierten Boxen, zudem noch ohne die Unterstützung durch einen aktiven Basslautsprecher, keine überzeugenden Leistungen erbringen kann.
Vor dem Kauf der gewünschten Kombination sollte auf jeden Fall auch der persönliche Verwendungszweck geprüft werden: Höre ich auch viel Musik auf meiner Anlage? Ist beispielsweise dies der Fall und möchte ich zusätzlich auch noch DVD Audio oder SACD in guter Qualität (siehe auch SACD-Player) genießen, so muss ich dem beim Aussuchen des richtigen Verstärkers bzw. Receivers und der Boxen Rechnung tragen. Liegt die Priorität eindeutig auf Heimkino, müssen es beispielsweise vorn keine sehr musikalischen Standlautsprecher sein, sondern hier kommt dann auch ein hochwertiges Sub/Sat-System oder eine Kombination aus belastbaren Regallautsprechern und einem qualitativ überzeugenden aktiven Subwoofer (der für den Heimkinobetrieb in den meisten Fällen sowieso Pflichtausstattung ist, nur in wenigen Ausnahmen, beispielsweise bei Kombination große Front-LS, die problemlos in tiefste Frequenzbereiche vordringen können, und sehr potenter AV-Receiver/Verstärker bzw. noch besser: Hochwertige Vor-/Endstufenkombis) in Betracht. Beim Musikbetrieb ist auch zu beachten, was für Musik ich höre. Hier sollte auch sehr genau Probe gehört werden vor dem Lautsprecher- und AV-Receiverkauf, denn gerade was den Antritt im Bassbereich oder die Natürlichkeit der Klangreproduktion angeht, gibt es große Unterschiede in der Auslegung. Kombiniert mit dem praktisch kaum zu überschauenden Lautsprecher-Angebot ergibt sich daraus das unbedingte Muss, a) vor dem Kauf Prioritäten zu setzen und b) sich ausgiebig Zeit für Hörproben zu nehmen.
Auch sollte der Neukäufer im Idealfall vor dem Kauf sich seine gewünschte komplette Verstärker- bzw. Receiver-Boxen-Kombination anhören. Denn noch lange nicht alles, was in der Theorie zusammenpassen könnte, hört sich der Praxis auch vernünftig an. Wer einen Händler seines Vertrauens hat oder einen seriösen Internet-Anbieter weiß, der die Komponenten zum 14-tägigen Probe hören mit Rückgaberecht bei Nichtgefallen auf den Weg bringen, sollte sich am besten mal die Komponenten zum Abstimm-Test in die eigenen vier Wänden holen. Denn nur dort herrschen exakt die akustischen Bedingungen, unter denen sich die Heimkino-Anlage später in der Praxis bewähren muss. Wichtig: Preisgünstigere Boxen müssen nicht zwangsläufig schlecht sein. Bevor also beim Lautsprecherkauf zu viel Geld über die Ladentheke wandert, sollte sich der Interessent auch durchaus günstigere Lautsprecherangebote anhören - aber: Nur günstig allein reicht bei weitem nicht aus. Die Lautsprecher sind der Part der AV-Anlage, die zusammen mit der Raumakustik den Klang maßgeblich beeinflussen. Wer hier am falschen Ende spart, wird sich mit Sicherheit später ärgern, denn mit schlechten Lautsprechern kann auch der beste AV-Receiver seine Talente nicht entfalten. Mehr über Lautsprecher, wichtige Grundbegriffe und die Arbeitsweise findet sich in unserem Lautsprecher-Special. Kauftipps für besonders gelungene Lautsprecher finden Sie in unserer Lautsprecher-Kaufberatung.
Unser Fazit: Nur wer eine akustisch stimmige Kombination aus AV-Verstärker/-Receiver und Lautsprechern betreibt, kann die Vorteile beider Komponenten voll nutzen. Um eine optimale Kombination zu ermitteln, sind umfangreiche eigene Tests unbedingt von Nöten. Daher: Es ist besser, sich Zeit zu nehmen und ausführlich zu testen, als vorschnell ein Team aus Lautsprechern und Verstärker/Receiver einzukaufen, das vielleicht nach Meinung des Verkäufers oder auf dem Papier gut zusammen passt, sich in Ihrem Hörraum aber bestenfalls durchschnittlich anhört. Ein wichtiger Tipp zum Schluss: Man darf NIE den Einfluss der Lautsprecher und den Einfluss der akustischen Eigenschaften des Hörraums in Bezug auf das Gesamt-Klangerlebnis unterschätzen! Diese beiden Faktoren prägen das Klangbild, das man als Resultat erhält, im großem Maße.
Lautsprecher-Einmesssysteme
Immer mehr an Bedeutung gewinnen momentan automatisch arbeitende Lautsprecher-Einmesssysteme, die dem Anwender, gerade dem Novizen, viel Arbeit abnehmen sollen, denn bevor der Mehrkanal-Hörspaß richtig losgeht, sind erst einmal verschiedene Einstellarbeiten zu tätigen:
- Die Lautsprechergröße muss bestimmt werden. Die "Größe" (small oder large) richtet sich dabei nicht nach der optischen Größe, sondern nach dem Vermögen des Schallwandlers, auch tiefe Frequenzen ordentlich abzubilden. Natürlich gibt es schon einen Zusammenhang - eine extrem voluminöse, mit einem dicken Tieftöner bestückte, hochwertige Frontbox wird in der Regel auch tiefe Frequenzen gut wiedergeben können (Einstellung dann "large"), aber noch lange nicht jede größere Standbox hat einen ansprechenden Bassbereich (Einstellung dann "small").
- Der Pegel muss (am besten für jeden Lautsprecher einzeln und nicht nur in LS-Gruppen) eingestellt werden, denn schließlich soll jede Box am Hörplatz in identischer Lautstärke ertönen. Selbst bei absolut gleicher Entfernung jeder Box vom Hörplatz (was in der Praxis eher selten vorkommen dürfte) muss noch eingepegelt werden, denn die unterschiedlichen Lautsprechertypen (wer z.B. für die Surroundwiedergabe Dipole einsetzt, muss diese durch ihr Arbeitsprinzip im Vergleich zu den Frontlautsprechern höher einpegeln) und die unterschiedlichen raumakustischen Bedingungen, die bei jeder einzelnen Box individuell sind (z.B. eine Box hängt an einer tragenden Wand des Hauses, die andere nur an einer normalen, Raum teilenden Wand), fordern ihren Tribut.
- Stehen Ihre Lautsprecher in unterschiedlicher Distanz zum Hörplatz, soll der Schall trotzdem zeitgleich an jedem Lautsprecher ankommen, um Ihnen ein sauberes Klangerlebnis zu ermöglichen. Um dies zu erreichen, muss beim "Time Alignment" der Abstand jeder Box (oder, bei günstigen Modellen, der Abstand der einzelnen Boxengruppen) vom Hörplatz eingegeben werden.
Bislang musste diese Einstellungen immer der Anwender selber treffen. Nun aber gibt es verschiedene automatische Lautsprecher-Einmesssysteme, die diese Arbeit übernehmen:
- Von Pioneer gibt es MCACC
- Von Yamaha gibt es YPAO
- Von Denon gibt es ein Auto Room Setup plus Room EQ
- Auch Onkyo bietet nun solche Systeme an
- Sonderfall: Nur die Einpegelung übernimmt bei Harman Kardon ein "EZSet" genanntes System, das mittels eines in die Fernbedienung integrierten Messmikrophons den Pegel der Boxen abgleicht.
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Im einzelnen muss man zwei Einpegel-Systeme voneinander unterscheiden:
- Die einfachere Version (z.B. verbaut im Denon AVR-2105) übernimmt nur die Justage der oben beschriebenen elementaren Parameter: LS-Größe, LS-Pegel und LS-Distanz.
- Die komplexeren Versionen stellen zusätzlich zu diesen elementaren Einstellmöglichkeiten noch mehr oder minder aufwändige, grafische oder parametrische Equalizer bereit, die sich um die Einmessung der einzelnen Lautsprecher kümmern. Es lassen sich bei manchen Modellen verschiedene EQ-Kurven voreinstellen, nach denen sich bei der Einmessung gerichtet werden kann
In der Praxis ist der Komfortgewinn solcher Systeme gerade für ein Neueinsteiger schon beträchtlich. Besonders Pioneers MCACC und auch Denons Auto Room Setup arbeiten mit einer extrem hohen Betriebssicherheit, so dass der Novize bei korrektem Anschluss aller Lautsprecher auch nicht durch merkwürdige Fehlermeldungen irritiert wird. Das Denon-System glänzt zusätzlich mit einer extrem hohen Arbeitsgeschwindigkeit, selbst dann, wenn die aufwändige Variante inklusive komplettem Equalizing in den Modellen Denon AVR-2805 und Denon AVR-3805 durchgeführt wird, vergehen nur rund 3,5 Minuten, bis das Set-Up komplett ist. Bei allen Systemen kann der Anwender nach der erfolgten Einpegelung alle Daten genau überprüfen - und hier wären wir beim nächsten Punkt: Erfahrene Anwender oder Heimcineasten mit speziellen Ansprüchen werden noch nachkorrigieren, und z.B. zu leise eingepegelte Subwoofer oder zu hell klingende Centerlautsprecher manuell nachjustieren. Für Mehrkanal-Freude mit Hör- und Einpegelungserfahrung ist ein automatisches Lautsprechersetup daher auch nicht von Nöten. Für Einsteiger jedoch ist es ein echter Komfortgewinn, und für solche automatisch arbeitenden Systeme erkennen die mit komplettem Equalizing arbeitenden Offerten die Eigenschaften der jeweiligen angeschlossenen Lautsprecher erstaunlich gut. Wichtig ist es natürlich, dass das Mikrophon hochwertig ausgeführt ist - hier glänzen insbesondere die Denon-Modelle mit Auto Room-Setup, denn deren Mikrophon von Audiotechnica mit massivem Metallsockel wirkt hochsolide und misst sehr präzise.
Wenn Sie auf der Suche nach einem passenden Verstärker oder Receiver für Ihr Heimkino sind, sollten Sie unbedingt auch Teil 2 der großen Beratung zum Thema AV-Receiver und -Verstärker lesen. Dort finden Sie die wichtigsten Merkmale auf die Sie beim AV-Verstärker / -Receiver-Kauf achten sollten. Zudem gibt es dort zahllose Links zu AV-Receiver-Herstellern und zu weiteren HIFI-REGLER®-Specials rund um das Thema Heimkino.
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