Flammen-Inferno bei Chip-Hersteller AKM
82 Stunden lang wütete ein Feuer beim Chip-Hersteller Asahi Kasei Microdevices, vielen Technik-Begeisterten und Audiophilen besser bekannt als AKM. Zahlreiche Hersteller hochwertiger Stereo- und Mehrkanal-Komponenten setzen auf die exklusiven D/A-Wandler und Bluetooth-Chipsets des japanischen Unternehmens. Die leistungsstarken Prozessoren werden in einer eigenen Fabrik in Nobeoka City, Japan hergestellt. Teile dieses Gebäudes wurden nun von einem Brand nahezu vollständig zerstört.
Drei Tage wütete das Feuer auf dem Fabrikgelände in Japan
Am Dienstag, den 20. Oktober 2020 brach das Feuer aus und erstreckte sich vergleichsweise schnell über große Teile des vierten Stockwerkes des Fabrik-Gebäudes. Am 21.10. wurde die Fabrik komplett geschlossen. Auch der Dachstuhl wurde in Mitleidenschaft gezogen, Teile des Daches und der Wände sind nach dem Ausbruch eines zweiten Brandherdes im 5. Stockwerk am 22. Oktober schlichtweg zusammengefallen. Insgesamt mussten rund 400 Mitarbeiter vom Gelände evakuiert werden, erfreulicherweise gab es keine Verletzten. Erst am 23. Oktober um Mitternacht ist es den Einsatzleuten gelungen, das Feuer unter Kontrolle zu bringen und schließlich den Brand zu löschen. Während des Brandes konnte häufig ein chemischer Geruch wahrgenommen werden, den Zeugen vor Ort auf Chlorwasserstoff zurückführen, was für die Ummantelung empfindlicher elektronischer Kabel verwendet wird. Darüber hinaus befinden sich weitere entflammbare Materialien im Gebäude, u.a. „Monosilan“, dass bei der Produktion von ICs (integrated circuits) zum Einsatz kommt. Größere Explosionen gab es allerdings nicht.
Folgen der Katastrophe
Der Herstellungsprozess jeglicher Halbleiter, Prozessoren und Chips von AKM kam komplett zum Erliegen. Quellen vor Ort gehen von einem kompletten Produktionsstopp aus, der bis zu sechs Monate oder gar einem ganzen Jahr andauern könnte. AKM selbst wies in einem offiziellen Statement einen Zeitraum von mindestens einem Jahr aus, bis die Fabrik wieder anlaufen könne.
Viele Hersteller, darunter z.B. Denon, Marantz, Arcam, Onkyo, etc. setzen auf die hochwertigen integrierten Chips von AKM. Inwiefern sich der Produktionsstopp des japanischen Unternehmens auf die Produktion der Komponenten anderer UE-Hersteller auswirkt, lässt sich nicht so einfach sagen. Dies wird insbesondere davon abhängig sein, wie gefüllt die Lager des jeweiligen Unternehmens sind und wie viele Komponenten sich noch bei Zwischenhändlern im Umlauf befinden. Zweifellos kann man aber davon ausgehen, dass sich die durch die aktuelle Pandemie-Situation ohnehin schwierige Liefersituation in einigen Bereichen nochmals verschlechtern wird.
Der chinesische Distributor „CGoC Industrial Electronics“ geht bereits jetzt von eklatanten Auswirkungen auf die Versorgungsketten vieler Hersteller aus und nennt explizit folgende Chips, die in der japanischen Fabrik von AKM gefertigt wurden und nun über einen langen Zeitraum nicht verfügbar sein werden:
- AKM D/A-Wandler: AK4332, AK4331, AK4432, AK4382, AK4385, AK4373, AK4396, AK4431, AK4456, AK4490, AK4493, AK4495
- Möglicherweise auch AKM A/D-Wandler: AK5384, AK5385, AK5386, AK5397, AK5534
Die Produktion in Nobeoka City umfasste allerdings weitaus mehr Chipsätze und ICs. Große Zwischenhändler, wie z.B. Digikey und Mouser, nahmen binnen weniger Stunden sämtliche AKM-Teile von der Webseite. Vermutlich um die vorhandenen Bestände für bestehende Großkunden zu reservieren. Zwar sind viele Chips aktuell noch erhältlich, allerdings zu mittlerweile horrenden, bis zu 20-fach höheren Preisen.
Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass AKM die Fabrikation verschiedener Chips an andere, unabhängige Produktionsstätten vergibt und so ein erneuter Aufbau der Versorgungskette vor der Wiedereröffnung der eigenen Fabrik ermöglicht wird. AKM hat bereits angekündigt, dass hier entsprechende Versuche unternommen werden. Ebenso kann man davon ausgehen, dass viele Hersteller bereits finale Konzepte von Produkten mit AKM-Chips erneut überarbeiten und auf andere Chip-Hersteller setzen werden. Die endgültigen Auswirkungen wird man vermutlich erst in einigen Monaten vollständig erfassen können, wir beobachten selbstverständlich die Situation und halten Sie auf dem Laufenden.