Kopfhörer Fachbegriffe
Außenohrübertragungsfunktion
Der anatomische Aufbau des Außenohrs (Ohrmuschel) hilft dem Gehör bei der Schallortung. Sie verleiht gleichen Klängen aus unterschiedlichen Richtungen verschiedene Klangfarben. Bis auf Schallereignisse genau aus der Mitte von vorne oder hinten weisen daher alle Schallquellen im linken und rechten Ohr unterschiedliche Frequenzgänge auf. Hinzu kommen Lautstärke und Phasenunterschiede, sofern die Schallquelle nicht genau bei 0 oder 180 Grad zur Blickrichtung liegt.
Aus all diesen Informationen kann das Gehirn äußerst präzise Richtung und Entfernung der Signale errechnen. Das bedeutet allerdings auch, dass Aufnahmen, die für Lautsprecher im Raum abgemischt wurden, für Kopfhörer nicht optimal geeignet sind. Das Institut für Rundfunktechnik (IRT) experimentierte deshalb unter Dr. Günther Theile mit Kunstkopfaufnahmen, die über entsprechend diffusfeldentzerrte Kopfhörer (z.B. von Stax) eine Surround-ähnliche Räumlichkeit ermöglichen. Sogar Oben- und Unten-Ortung ist mit Kunstkopfaufnahmen möglich.
Noise-Cancelling-Kopfhörer
Bei einem konventionellen Kopfhörer liegt der Funktionsschwerpunkt auf der Musik- oder Sprachwiedergabe - und das mit gutem Klang. Umgebungsgeräusche sind unerwünscht und können im Prinzip nur durch dichte Polsterung zum Ohr abgefangen werden. Diese passive mechanische Filterung aber nur sehr unzureichend
Bose hat mit seinen QuietComfort Headphones als erster Hersteller das aus dem Automobilbau bekannte aktive Noise-Cancelling-Prinzip für Kopfhörer eingeführt. Das funktioniert im Prinzip so: Kleine in den Hörmuscheln der Kopfhörer eingebaute Mikrofone überwachen sämtliche Klangeindrücke, die das Ohr erreichen, und zwar sowohl den übertragenen Klang, wie auch die unerwünschten, störenden Geräusche. Dabei wird der Unterschied zwischen dem ungewünschtem Umgebungsgeräusch und dem gewünschtem Klang elektronisch ermittelt, ein entsprechendes Korrektursignal generiert und von den Lautsprechern in jede Hörmuschel gesendet. Das Korrektursignal hat eine Frequenz, die das ungewollte Geräusch in Echtzeit neutralisiert. Es ist schlicht nicht mehr hörbar. Häufigsten Anwendungsgebiet ist das Hören vom iPod oder iPhone im Flugzeug.
Als besonders effizienter Noise-Cancelling Kopfhörer hat sich der der Bowers & Wilkins PX 7 erwiesen.
Noise-Cancelling Kopfhörer mit Bluetooth: Der Kopfhörer Sennheiser Momentum Wireless. Er lässt sich falten und ist daher ideal gerade für die Reise geeignet - da wo man Noise-Cancelling hauptsächlich braucht...
Dynamischer Kopfhörer
Der dynamische Kopfhörer verfügt in der Regel über eine Breitband-Kalottenmembrane, die mittels konventioneller Schwingspule angetrieben wird. Um die einfachen Kopfhörerverstärker in den Ausgängen der üblichen HiFi-Komponenten nicht zu überfordern, kommen meist exotische Magnetmaterialien zum Einsatz, damit die Flussdichte möglichst groß ist und der Wirkungsgrad besonders hoch ausfällt. Diese weit verbreitete Bauweise ermöglicht in Verbindung mit leichten, aber steifen Membranen, die mit Computerunterstützung aus Spezialkunststoff oder Bio-Zellulose modelliert werden, ein beachtliches Ergebnis in jeder Hinsicht.
Ein typischer Vertreter der Gruppe dynamischer Kopfhörer ist der Grado GS-2000e.
Elektrostatischer Kopfhörer
Bei diesem Prinzip liegt an zwei gitterförmigen Elektroden eine hohe Spannung an, die genau wie bei elektrostatischen Lautsprechern eine leitfähig beschichtete Folienmembrane im Takt der Musik auslenkt. Deshalb ist ein externer Hochspannungsverstärker nötig, um den Kopfhörer zu versorgen. Dieses seltene Prinzip verspricht besonders feine Auflösung und schnelles Ansprechverhalten, weil die hauchdünne Membrane besonders geringe Masse aufweist und nur geringe Auslenkungen nötig sind. Gut, aufwendig und leider sehr teuer.
Ein Hersteller der sich auf diese Kopfhörer spezielisiert hat ist die Firma STAX. Ein viel verkaufter Elektrostat ist der Stax Lambda SR-L500 MK2.
Geschlossener Kopfhörer
Bei diesem Prinzip haben die Gehäuseschalen keine Lüftungsöffnungen, die Polster liegen dicht am Kopf an und versiegeln den Abstrahlbereich. Der von den Wandlerkapseln rückseitig abgestrahlte Schall wird entweder bedämpft oder - was inzwischen häufiger ist - via Reflexöffnung zum Tiefton-Boost benutzt. Dieses Prinzip liefert dementsprechend einen tiefer reichenden Bass und mehr Schalldruckpegel als offene Kopfhörer.
Neben der Bassverbesserung bieten geschlossene Gehäuse auch eine bessere Isolation gegen Umwelteinflüsse. Umgehkehrt wird die Umgebung ebenfalls stärker geschützt.
Als Nachteil zeigt sich häufig ein dichteres, verhangenes Klangbild, verursacht durch Gehäusereflexionen. Der Gehäusebedämpfung kommt daher eine Schlüsselrolle beim Klang zu. Einzelne Hersteller (z.B. Sony) griffen daher sogar zu seltenen Tropenhölzern und Biogewebe.
Offener Kopfhörer
Dieses Prinzip verspricht einen besonders präzisen Klang, luftig und transparent. Oft weisen auch gerade die offenen Hörer einen extrem hohen Tragekomfort auf, da ihre Gehäuse luftdurchlässig und meist auch leichter als bei den hermetisch abgeriegelten geschlossenen Hörern sind. Auch müssen die Polster nicht so fest, in seltenen Fällen sogar übehaupt nicht am Ohr anliegen. Falls Sie interesse an solch einem Modell haben, schauen Sie sich den Grado The Hemp an.
Freifeldentzerrung
Kabellose-Kopfhörer
Der Wunsch, die Drahtverbindung zu vergessen, ist so alt wie der Kopfhörer selbst. Doch dauerte es relativ lange, bis das Kabel gekappt wurde. Und dann kam schnell die Ernüchterung: Es rauschte vernehmlich. Mit digitaler Übertragungstechnik von Schnurlostelefonen gewöhnten die Entwickler den Kopfhörern das Rauschen ab. Und auch aktuelle Akku-Technik kommt dem leinenlosen Vergnügen sehr entgegen. Mittlerweile unterscheidet man zwischen den Übertragungstechniken Funk, Infrarot und Bluetooth. Beim Sennheiser RS 195-U ist es Funk.
Diffusfeldentzerrung
Kopfhörer brauchen keinen linearen Frequenzgang, denn sie sitzen direkt auf dem Ohr. Hier gilt eine andere Außenohrübertragungsfunktion als für frontseitig aufgestellte Boxen. Damit ein Kopfhörer also wie ein Paar Stereolautsprecher klingt, müssen am Frequenzgang Korrekturen vorgenommen werden. Die vom IRT (Institut für Rundfunktechnik, Anm. von HIFI-REGLER) vorgestellte Diffusfeld-Entzerrung ahmt den Klang konventioneller Lautsprecher im Hallraum nach, was nach den Versuchen von Dr. Günther Theile dem gewohnten Hörempfinden besonders nahe kommt. Mit Aufnahmen über den ebenfalls diffusfeldentzerrten Neumann-Kunstkopf lassen sich auf entsprechenden Diffusfeldhörern (z.B. von Stax) Schallereignisse räumlich korrekt sogar hinter dem Kopf darstellen.