HIFI REGLER-Special: Bluetooth-Lautsprecher
Die einfachste Art, Musik zu genießen: Einen Bluetooth-Lautsprecher drahtlos mit dem Smartphone oder Tablet zu koppeln. Ganz gleich, auf welche Musik-Streaming-App (Spotify, Deezer, Tidal oder Apple Music z.B.) man auf dem mobilen Device auch zurückgreift, oder ob man Musik aus der auf dem Smart Device gespeicherten Musikbibliothek wiedergeben möchte: Mit einem Bluetooth-Lautsprecher geht dies alles im Handumdrehen. Wir stellen in diesem Special Bluetooth-Lautsprecher und deren wichtigste Merkmale vor.
Bevor wir genauer auf die Kosten, technischen Spezifikationen und die akustische Performance von Bluetooth-Lautsprechern eingehen, wollen wir über die grundsätzlichen Eigenschaften der drahtlosen Audiosignal-Übertragung via Bluetooth eingehen.
Bluetooth-Standards
Verbreitet ist alles zwischen Standard 3.0 und 5.1. Demnach sind diese Standards anzutreffen:
- Bluetooth 3.0 (nur in preiswerten, älteren Modellen): Bluetooth 3.0, häufig mit dem Zusatz „+ EDR“ (Enhanced Data Rate) versehen, bringt alle Eigenschaften der früheren Spezifikationen mit und kann heute als älteste Version gelten, die noch am Markt anzutreffen ist. Prinzipiell ist eine qualitativ hochwertige Audio-Übertragung durch die dank EDR maximal mögliche Übertragungsrate von 2,1 Mbit/s bereits hier möglich.
- Bluetooth 4.0 (nur in preiswerten, älteren Modellen): In 2009 verabschiedet bringt Bluetooth 4.0, neben einem höheren Maß an Sicherheit, „Bluetooth Low Energy (BLE)“ mit. Damit wird eine Reduzierung des Stromverbrauchs in kompatiblen Endgeräten erreicht. Dieser Vorteil ist allerdings bei Bluetooth-Kopfhörern nicht praxisrelevant, da unter Einsatz von Bluetooth Low Energy keine Audiodaten mehr übertragen werden können. Ausnahmen, wie z.B. hochwertige Hörgeräte, gibt es schon, die kontinuierliche Wiedergabe beim Musik hören ist für den Einsatz von BLE aber ungeeignet.
- Bluetooth 4.1, 4.2: Im Dezember 2013 bzw. Dezember 2014 gingen Bluetooth 4.1 und Bluetooth 4.2 mit erweiterten Sicherheitsstandards an den Start. „Bluetooth 4.2 Smart“ ermöglichte eine höhere Übertragungsgeschwindigkeit sowie einen noch sparsameren Bluetooth Low Energy-Modus, der auch erweiterte Funktionen ermöglicht
- Bluetooth 5.0: Verabschiedet in 2016 ermöglicht dieser Standard eine doppelt so hohe Datenrate sowie größere Reichweite. Viele Neuerungen betreffen den Bluetooth Low Energy-Modus, der aufgrund des kontinuierlichen Datenstroms schlichtweg kaum geeignet für Audio-Übertragung ist (Bluetooth Low Energy ist besonders sinnvoll, wenn zwischen den einzelnen Übertagungszyklen eine Sendepause herrscht). Auch die Maximierung der Reichweite ist im Bereich Bluetooth-Kopfhörer kaum relevant, da die Audio-Streams so datenaufwändig sind, dass sie keinen größeren Abstand als 10m erlauben. Dennoch ergeben sich hier mit Bluetooth 5.0 Vorteile, was die Verbindungsstabilität anbelangt.
Der Grund, weshalb viele Hersteller noch auf ältere Bluetooth-Versionen setzen, ist ein einfacher: Die Vorteile, die sich durch die modernen Versionen ergeben, sind für eine qualitativ hochwertige Audiosignalübertragung gar nicht bzw. nur geringfügig relevant. Das gilt im Übrigen auch für Bluetooth 5.1. Auch damit werden Geschwindigkeit und Reichweite nochmals verbessert. Dies ist notwendig für die neue Technologie der Richtungserkennung und Positionserfassung von Bluetooth-Sendern. Hier ergeben sich Möglichkeiten für die Navigation in Gebäuden oder schlicht das Auffinden eines mit einem Bluetooth-Anhänger versehenen Schlüsselbundes. Die drahtlose Audiosignalübertragung ist lediglich ein kleiner Teil der komplexen Anwendungsbereiche des Bluetooth-Protokolls. Wichtiger für eine qualitativ hochwertige Klangwiedergabe sind die verwendeten Codecs, die im folgenden Abschnitt beschrieben werden.
SBC, aptX, AAC & Co.
Die Grundvoraussetzung für eine hohe akustische Performance ist das Bluetooth-Profil „A2DP“ (Advanced Audio Distribution Profile). Erst dieses Profil ermöglicht, im Gegensatz zu „HSP“ (Headset Profile) und „HFP“ (Hands free Profile), die lediglich für eine stabile Zusammenarbeit mit Mobiltelefonen und Freisprecheinrichtungen geeignet sind, die Übertragung von Stereo-Sound. Sämtliche HiFi-Kopfhörer mit Bluetooth unterstützen A2DP.
Codecs sind bei der Bluetooth-Übertragung für die Komprimierung der Audiosginale verantwortlich, um bei entsprechenden Empfangsgeräten eine hohe Klangqualität zu ermöglichen. Grundsätzlich geht, das wissen versierte audiophile Anwender, die Kompression immer mit einem Verlust der Klangqualität einher. Unkomprimierte Musikdateien sind für die Übertragung mittels Bluetooth aber schlichtweg zu groß, daher müssen beim komfortablen Drahtlos-Transport die Datenmengen verkleinert werden – und das möglichst effizient. Hier stehen folgende Werkzeuge zur Verfügung:
- SBC: der „Low Complexity Subband Codec“ benötigt wenig Rechenleistung und kostet keine Lizenzgebühren. Grundsätzlich wird hier eine solide Klangperformance mit maximal 48 kHz Abtastrate bei 16 Bit (gängiger 44kHz/16-Bit) geboten. Bei größerer Reichweite oder Hindernissen im Raum zwischen Sender und Empfänger nimmt die Klangqualität aber schnell ab
- aptX: aptX wurde an der Universität in Belfast entwickelt und befindet sich nun im Besitz von Qualcomm. Für die Verwendung von aptX werden Lizenzgebühren fällig, weshalb der Codec nicht in allen Geräten Einzug findet. Die Vorteile von aptX aber liegen auf der Hand: die fixe Bitrate von 354 kbit/s erlaubt eine geringere Kompression des Audio-Materials. In Kombination mit der grundsätzlich besseren Kompression des Codecs ergibt sich eine höhere Klangqualität. Voraussetzungen sind, dass die Geräte Bluetooth + EDR (Enhanced Data Rate) unterstützen, was nahezu alle Geräte am Markt bereits tun, und dass sowohl der Sender als auch der Empfänger den aptX-Codec unterstützen. Android-Smartphones sind damit häufig ausgestattet, Apple aber unterstützt aptX nicht.
- aptX HD: die optimierte Form von aptX erlaubt die Übertragung von Audio mit Abtastraten bis 48 kHz und Abtastauflösungen von maximal 24 Bit. Im Frequenzbereich zwischen 20 Hz und 20 kHz wird hier eine nahezu verlustfreie Codierung und hohe Klangqualität möglich. Die Bitrate steigt auf 576 kbit/s
- aptX Low Latency, aptX Live, aptX Adaptive: Qualcomm hat den aptX-Codec auf verschiedene Anwendungsbereiche angepasst: aptX LL (Low Latency) soll besonders beim Gaming und Filmgenuss von Vorteil sein, da er besonders hohe Synchronität zwischen Sender und Empfänger ermöglicht. aptX Live hingegen ist perfekt für das Zusammenspiel von kabellosen Mikrofonen und Kopfhörern bei Live-Anwendungen getrimmt. aptX Adaptive entscheidet anhand der übertragenen Audiodaten selbst, welche Kompressions- und Datenraten aktuell angelegt werden und ist daher sehr vielseitig.
- AAC: Apple-Smartphones setzen auf den AAC-Codec, der von der Motion Picture Experts Group (MPEG) entwickelt wurde und als qualitativ höherwertiger Nachfolger von MP3 gilt. Genauere Fehlerbehebungsalgorithmen und eine effizientere Kompression ermöglichen eine solide Klangperformance mit einer maximalen Datenrate von 250 kbps. Gegenüber aptX benötigt AAC höhere Rechenleistung, was sich wiederum auf die Akkulaufzeit auswirkt
- LDAC und Samsung UHQ-BT: LDAC ist eine Eigenentwicklung von Sony und ermöglicht sehr hohe Übertragungsraten von 990 kBit/s. Mit der Abtasttiefe von 24 Bit und einer Abtastrate von 96 kHz können auch hochauflösende Audiodaten übertragen werden. LDAC wird ausschließlich von Sony-Produkten unterstützt. Dies gilt aktuell auch für den Codec von Samsung, der ebenfalls 96 kHz/24-Bit-Übertragung ermöglicht.
Was ist wichtig und was muss man wissen bei einem Bluetooth-Lautsprecher?
- Akkulaufzeit. Mindestens 10 Stunden Akkulaufzeit sollte der BT-Speaker schon bieten. Wichtig in diesem Zusammenhang: Wie lang der Akku hält, hängt natürlich auch davon ab, wie laut man hört.
- Zeit, die es braucht, bis der Lautsprecher wieder geladen ist. Natürlich muss hier beachtet werden, dass das komplette Aufladen bei großen, leistungsstarken Bluetooth-Lautsprechern länger dauert. Zahlreiche Modelle verfügen zudem über Schnelllade-Funktionalität (z.B. 15 Minuten aufladen, um wieder 2 Stunden Musik zu hören)
- IPX4 oder IPX7 Schutz. IP steht für „International Protection“, danach kommt der Platzhalter „X“ und im Anschluss die jeweilige Klasse. Bei Bluetooth-Speakern gibt es meist IPX4 (Schutz vor Spritzwasser) und IPX7 (Schutz vor Schäden nach kurzzeitigem Untertauchen des Gerätes. Bis zu 30 Minuten in maximal 1 Meter Tiefe. Mindestens IPX4 sollte vorhanden sein, damit das Gerät nicht bereits nach einem Regenguss schlappmacht.
- Robustes Gehäuse für den Outdoor-Einsatz: So schön Aluminium und Chrom auch sind: Für den harten Einsatz draußen ist robuster, matter Kunststoff die richtige Wahl.
- Bei größeren Modellen sollte man auf einen Tragegriff achten, damit man das Gerät vernünftig transportieren kann.
- Bei größeren Modellen nützlich ist die sogenannte Powerbank-Funktion. Mit dieser ist gemeint, dass man das Smart Device direkt am BT-Lautsprecher aufladen kann.
- Nicht zwingend erforderlich ist bei einem Bluetooth-Lautsprecher eine App zur Steuerung einiger Funktionen. Es sei denn, sie ist z.B. für das nun folgende Feature, die Stereo-Kopplung, erforderlich.
- Schön ist, wenn man zwei identische Bluetooth-Speaker zu einem Stereopaar koppeln kann. Das geht meist per App. Auch gibt es Speaker, die kompatibel zu einem jeweils auf die Produkte einer Firma beschränkten Party Modus sind. Hier kann man zahlreiche Geräte zusammenschließen.
- Praktisch ist, wenn man den Bluetooth-Lautsprecher über die moderne und schnelle USB-Form USB-C aufladen kann.
- Was man wissen muss: Die abgegebene Leistung variiert – ist der BT-Speaker per externem Netzteil mit dem Stromnetz verbunden, liegt die Leistungsausbeute oft höher als beim Akkubetrieb. Hier ist die Leistung limitiert, damit die Laufzeit des Akkus nicht zu kurz wird.
- Die eingebauten Akkus sind für den Laien nicht selbst austauschbar.
- Betriebszustände werden meist über LEDs signalisiert, ein Display wird nicht verbaut.
Wie sieht es mit der akustischen Performance aus?
- Kleine BT-Lautsprecher haben oft nur 5 bis 10 Watt Gesamtleistung, die meist mittels eines Breitband-Chassis erzeugt werden
- Mittelgroße BT-Lautsprecher haben bis zu 50 Watt Leistung, das reicht schon für die gehobene Gartenparty
- Große Bluetooth-Lautsprecher können 100 Watt und mehr haben
- Technisch gibt es bei mittleren und großen Bluetooth-Lautsprechern verschiedene denkbare Chassisbestückungen: Von 2 x Breitbänder plus Passiv-Membran für mehr Bassstärke bis hin zu Zweiwege-Systemen plus extra großem Woofer auf der Rück- oder Unterseite
Was kostet ein Bluetooth-Lautsprecher?
Das Spektrum ist recht groß. Das liegt auch daran, dass es extrem kleine Bluetooth-Lautsprecher gibt, die man wirklich überall hin mitnehmen kann, als auch größere und große Modelle, mit denen man auch zuhause kleinere bis mittelgroße Lokalitäten beschallen kann. Es beginnt bei rund 30 EUR und endet bei 450 bis 500 EUR, für ganz große Modelle sogar bis rund 1.000 EUR.
Fazit
Wenngleich Bluetooth-Lautsprecher inzwischen eine überaus dynamisches, kraftvolles und mitreißendes Klangerlebnis bieten können, sind sie für authentischen HiFi-Genuss nicht unbedingt die erste Wahl. Beim Faktor Bequemlichkeit und Zweckmäßigkeit macht den Komponenten aber kaum einer etwas vor. Wer auf Klangqualität hohen Wert legt, sollte definitiv einen Bluetooth-Speaker mit solidem Gehäusevolumen und ausreichend Leistung in Betracht ziehen, der als Zwei-Wege-System konzipiert ist. Für den Outdoor-Einsatz empfehlen sich Komponenten mit hoher Akkulaufzeit und IPX-Zertifikat.