Die Renaissance der Schallplatte in Zahlen
Der Trend zeigt nach oben! Oder? Schon seit einigen Jahren ziehen die Verkäufe von Schallplatten, sowohl global gesehen als auch in Deutschland, kontinuierlich und stetig an. Genau genommen begann die Renaissance der Schallplatte bereits im Jahr 2007. Seitdem ist der Verkauf von LPs laut Bundesverband der Musikindustrie wieder im Aufschwung. In den letzten drei Jahren konnte der Absatz zwar nur marginal gesteigert werden, man könnte fast von Stagnation sprechen. Allerdings haben sich die Verkäufe auf insgesamt hohem Niveau etabliert.
Früher beinahe als historisches Relikt abgetan, stieg der Absatz zuverlässig seit mittlerweile fast 15 Jahren an. Nicht nur Klassiker und Oldies werden zudem heutzutage auf den Langspielplatten veröffentlicht. Im Gegenteil: Bekannte, große Künstler lassen ihre Titel und Alben wieder auf Schallplatten pressen und veröffentlichen sämtliche Hits nicht nur auf den einschlägigen Streamingplattformen, sondern auch auf dem Lieblingsmedium der Vinyl-Enthusiasten.
Warum Vinyl?
Audio-Streaming hat zweifellos den Bärenanteil am Markt mit über 70%, dennoch sollte man die Schallplatte nicht unterschätzen. Ein Nischendasein führen die physischen Tonträger nicht mehr. Zumal es schlicht ein völlig anderes Erlebnis ist, Musik zu genießen. Es ist das genaue Gegenteil der digitalen Formate. Schallplatten hören entschleunigt. Das haptische Erlebnis lädt zum Entspannen ein und Musikhören wird wieder zum bewussten Akt, während bei der Streaming-Plattform das Abspulen der Playlisten sich schnell zur Nebensache entwickeln kann.
Man hat wieder etwas in der Hand. Artwork zum Betrachten und Eintauchen in die Welt des Künstlers. Ein Booklet zum Schmökern. Schallplatte hören ist authentisch und zeichnet durchaus auch die eigene Individualität aus. Und nicht vergessen darf man, dass man den Interpreten oder die Band finanziell direkter unterstützen kann. Während ein Klick auf den Spotify-Datenstrom den Kunstschaffenden rund 0,3 Cent beschert, ist der Anteil beim LP-Verkauf deutlich höher.
Pure Nostalgie?
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Allerdings ist auch das akustische Erlebnis ein häufig genannter Grund über das gesamte Altersspektrum. Hörer schätzen den Eigenklang gegenüber digitalen Formaten und auch das typische „Knacken“ und „Rauschen“ bei der Wiedergabe mit einem Plattenspieler gehören für manchen Liebhaber dazu. Der häufig als „warm“ bezeichnete Plattensound weckt bei vielen Anwendern Emotionen und trägt ebenfalls zum Faible für das analoge Medium bei.
Der Erfolg in Zahlen
Im letzten Jahr wurden laut Daten des Bundesverband Musikindustrie ca. 4,3 Millionen Schallplatten verkauft. Innerhalb der physischen Tonträger entspricht dies einem Anteil von 17 Prozent. Streaming ist also ausgenommen. Die Kategorie umfasst neben Schallplatten aber auch CDs, Kassetten, Singles und auch DVDs, Blu-ray Discs und Ultra HD Blu-rays mit Musikinhalten.
Wie eingangs erwähnt, hat sich der Markt in den letzten drei Jahren auf hohem Level eingependelt. 2020 wurden 4,2 Millionen Platten verkauft, 2021 4,5 Millionen und 2022 mit besagten 4,3 Millionen marginal weniger. Dafür, dass die LPs in den 90er Jahren praktisch von der CD komplett abgelöst wurden, ist dies ein beachtliches Niveau. Zum Vergleich: Zwischen 400 und 800 Millionen Euro wurden in den 80ern jährlich mit Platten umgesetzt, 2022 kommt man auf 124 Millionen. Interessant: Vinyl war die einzige Kategorie der physischen Tonträger, die zwischen 2021 und 2022 ein Umsatzplus verzeichnete.
Der Marktanteil im Bereich der physischen Tonträger liegt also bei 17 Prozent. Am gesamten Umsatz sind Vinyl-LPs allerdings mit rund 30 Prozent beteiligt. Grund dafür ist der Preisanstieg. Der „Run“ auf die lediglich in geringer Zahl vorhandenen Presswerke ist hoch, die Materialkosten steigen und natürlich gibt es da auch noch die Preispolitik der großen Entertainment-Labels Sony, Warner und Universal.
Streaming bleibt ganz oben
Der Gesamtumsatz im Bereich Musik in Deutschland liegt bei 2,1 Milliarden Euro. Der Großteil davon geht auf das Konto der Streamingdienstleister. Spotify, Amazon Prime Music, Apple Music, Tidal, etc. erwirtschaften etwa 73 Prozent des Kuchens. Sowohl mit werbefinanzierten Abonnements als auch mit Premium-Angeboten. Den 73 Prozent stehen 6 Prozent gegenüber, die durch Vinyl erwirtschaftet wurden.
Fazit
Die Renaissance der Langspielplatte ist erfolgt. Dennoch ist klar, dass physische Tonträger weiterhin auf der „Roten Liste“ stehen. Nicht akut vom Aussterben bedroht, aber dennoch klar im Schatten der digitalen Streaming-Riesen. Ob die LP weitere Marktanteile der digitalen Anbieter abknabbern kann oder ob das hohe Niveau lediglich gehalten wird, muss die Zukunft zeigen.