Cambridge Audio EXA100 – Stereo-Vollverstärker mit erstklassigem Aufbau und enormen Kraftreserven
- Solide Materialqualität und saubere Verarbeitung auch im Detail
- Sehr hochwertiger innerer Aufbau
- Verstärkertechnologie aus Edge M Monoblock
- eher schlichte Fernbedienung
Fazit:
Enorme Kraftreserven, eine scheinbar unerschütterliche Souveränität und gleichzeitig hohe Klarheit bei einem stets angenehmen, kaum fordernden Klangbild.
Im Herbst 2024 haben die britischen Akustikingenieure von Cambridge Audio die neue EX-Serie vorgestellt. Zunächst zwei Komponenten: Den Stereo-Vollverstärker EXA 100, um den es in diesem Test gehen soll, und den Netzwerkplayer/DAC EXN100. Beide zeichnen sich durch ein frisches, obligatorisch perfekt zusammenpassendes, Design aus und sollen eine bisher ungekannte Kombination aus High-End-Klang, hohen Leistungsreserven und Vielseitigkeit bezüglich der Einsatzmöglichkeiten bieten. All das zum fairen Preis.
Um dieses Ziel zu erreichen, hat Cambridge Audio zahlreiche exklusive, teils eigene Technologien integriert. Moderne Schnittstellen wie HDMI eARC sowie Bluetooth-Konnektivität bringen sowohl der Streaming-Player als auch der Vollverstärker mit. Die Verstärkertechnik entstammt den bekannten und beliebten Flaggschiffen der Briten – der Edge-Serie und auch ein exzellenter DAC ist verbaut.
Oberhalb von AX- und CX-Baureihe will der EXA100 also audiophile Musik-Enthusiasten begeistern, die hohen Wert auf ein exzellentes Preis-/Leistungsverhältnis legen. Akustisch versprechen die Erfinder des „Great British Sound“ ihre übliche, ehrliche und authentische Auslegung ohne eigenes Sounding. Was die nackten Zahlen betrifft, liefert der EXA100 satte 155 Watt Dauerleistung an 4 Ohm.
Der Cambridge Audio EXA100 ist im typischen Cambridge Audio „Lunar Grey“ zum Preis von 2.199 Euro erhältlich.
Technik und Anschlüsse
Der EXA100 weist eine sehr üppige Bestückung mit Anschlüssen auf. Es sind drei Stereo Cinch-Eingänge vorhanden und auch ein symmetrischer XLR-Eingang zählt zur Ausstattung. Im Bereich der digitalen Schnittstellen wartet man mit einem konventionellen koaxialen sowie zwei TOSLINK-Eingängen auf.
Auch ein USB-Audioeingang vom Typ B für den direkten Anschluss eines PCs oder Mac steht zur Verfügung. So kann man die digitale Musikbibliothek, die auf einem Computer abgespeichert ist, praktisch verlustfrei in digitaler Form dem Cambridge Audio Verstärker zuspielen, der dann die gesamte Signalverarbeitung inklusive D/A-Wandlung übernimmt.
Schließlich fehlt auch ein HDMI eARC-Anschluss nicht, mit dem man den Verstärker mit einem kompatiblen Fernseher verbinden kann. Der TV-Ton wird dann über die am EXA100 angeschlossenen Lautsprecher wiedergegeben.
Praktisch ist der Power Amp-Eingang samt entsprechendem integriertem Power Amp-Modus. Dieser wird verwendet, wenn der EXA100 als Endstufe dienen soll. Die interne Signalverarbeitung und Lautstärkeregelung werden dann vollständig umgangen.
An Ausgängen stehen ein Subwoofer-Vorverstärkerausgang, Stereo Pre-Out und der bereits erwähnte 6,3mm Klinkenausgang für Kopfhörer bereit. Die Lautsprecher-Schraubterminals sind ebenfalls sauber integriert, vergoldet und wirken robust. Zusätzlich sind auch ein kombinierter Trigger In/Ir In, ein Trigger Out und eine RS-232C Schnittstelle an Bord. Für stabilen Empfang der drahtlos via Bluetooth zugespielten Audiosignale gibt es noch eine kleine Antenne.
Insgesamt wird hier viel geboten, sowohl auf analoger als auch auf digitaler Seite bleiben kaum Wünsche offen. Die Schnittstellen sind auch tadellos im Gehäuse montiert und teils vergoldet. Was fehlt, ist ein Phono-Eingang. Ohne Phono-Vorverstärker bleibt der Anschluss eines Plattenspielers hier außen vor.
Der Power Amp-Modus im EXA100 kommt nicht von ungefähr. Die hochwertige Class AB-Verstärkertechnologie kommt in sehr ähnlicher Form auch im enorm kraftvollen Edge M Monoblock von Cambridge Audio zum Einsatz – die Leistungstransistoren sind identisch. Realisiert werden 100 Watt RMS an 8 Ohm oder 155 Watt an 4 Ohm.
Wirft man einen Blick ins Gehäuse, zeigt der EXA100 einen sehr hochwertigen Aufbau mit großem Ringkerntrafo, besonders großen Kühlkörpern und vier Elkos mit üppigen Reserven. Die spezielle Form der auf Hochglanz polierten Kühlkörper soll zudem optimalem Luftdurchsatz dienen. Hier hat Cambridge Audio keinesfalls zuviel versprochen – ein Musterbeispiel klassischen Verstärkerbaus.
Die proprietäre CAP-Schutzschaltung erkennt, so Cambridge Audio, eine eventuell bevorstehende Überlastung im Voraus. Das hat den Vorteil, dass die Leistungsreserven ohne jegliche Dynamikeinbußen vollends ausgenutzt werden können. Cambridge Audio selbst gibt an, dass in tausenden Stunden voller interner Vergleiche eine Klangabstimmung erreicht wurde, welche eine transparente Detaildarstellung mit kraftvoll-impulsivem Klang in exzellenter Manier verbindet.
Einer stabilen Erdung wurde besonders viel Beachtung geschenkt. Neben der klanglichen Relevanz gilt es auch, Brummschleifen unbedingt zu verhindern. Das ist gerade dann wichtig, wenn der Verstärker auch einen Fernseher oder Computer angeschlossen wird. Der Hersteller hat daher, erstmalig, eine doppelte Groundlift-Funktion verbaut, die Brummschleifen auf Wunsch nur zur Digitalplatine unterbricht.
In einem Verstärker mit digitaler Signalverarbeitung darf ein entsprechend hochwertiger DAC nicht fehlen. Cambridge Audio ist dafür bekannt, selbst in günstigeren Preisregionen sehr potente Wandlerchips zu integrieren. Kein Wunder also, dass der Premium-Vollverstärker EXA100 mit einem ESS Sabre ES9018K2M Chipsatz aufwartet. Hier kommen alle Signale zusammen, die von den optischen und koaxialen Schnittstellen eingehen. Genauso aber auch Audiosignale der HDMI eARC-Schnittstelle, von USB-B sowie Bluetooth. Für die qualitativ hochwertige drahtlose Audiosignalzuspielung setzt man außerdem auf den aptX HD-Codec.
Klang
Wir starten beim EXA100 mit klassischen Beispielen, darunter Klaviersonaten, Streichquartette, aber auch große Orchesterauftritte mit komplexer Kulisse. Schon während der ersten Minuten präsentiert der Cambridge Audio Stereo-Vollverstärker eine erstaunliche Dynamik und Souveränität. Lebendig und mitreißend, aber stets mit einer authentischen Abbildung im Fokus, gelingt die Wiedergabe bei geringem bis moderatem Pegel. Nahezu überraschend finden wir, wie der EXA100 auch bei geringer Lautstärke viele Emotionen weckt und den Zuhörer in seinen Bann zieht.
Das liegt unter anderem an der tadellosen Differenzierung sämtlicher Instrumente, die auch bei komplexer Kulisse sehr klar erscheinen und problemlos einer Position auf der Bühne zugeordnet werden können. Grundsätzlich ist der EXA100 auch sehr direkt ausgelegt, was sich auch in hoher Detaillierung und der Herausarbeitung feiner Details zeigt. Höhen und Mitten sind durchaus prägnant. Stets bleibt er aber ausgewogen und angenehm für den Zuhörer. Das behält er sich auch bei, wenn wir den Pegel deutlich erhöhen. Selbst im Grenzbereich bleibt er absolut souverän und behält stets die Kontrolle. Unschöne Spitzen oder stark fordernde Schärfe kommen schlichtweg nicht vor.
Bei hoher Lautstärke sind bei ausgeprägten Dynamikspitzen auch hohe Kraftreserven erforderlich und über diese verfügt der Cambridge Audio Stereo-Verstärker offensichtlich nicht zu knapp. Völlig unbeeindruckt lässt er diese über sich ergehen und marschiert weiter, ohne jegliche negativen Einflüsse auf die authentische und ausgewogene Abbildung des Klanggeschehens. Das gilt auch, wenn zusätzlich zahlreiche akustische Elemente oder Effekte berücksichtigt werden müssen, wie es bei elektronischer Musik häufig der Fall ist. Exakt und präzise wird durchgängig agiert und so erschafft der EXA100 eine dichte, glaubwürdige Kulisse, die auch bei einer Vielzahl von Klangelement transparent und frisch zugleich wirkt.
Bei Classic Rock- und Metal-Auftritten, live aufgenommen in hoher Qualität, wird auch das überdurchschnittlich hohe Auflösungsvermögen des Cambridge Audio Verstärkers deutlich. Komplexes musikalisches Geschehen mit vielen Instrumenten trennt er sauber auf und berücksichtigt jeden einzelnen Klangerzeuger mit scheinbar identischer Genauigkeit. Ein klarer, homogener Bühnenaufbau überzeugt und wird mit schierer Kraft und tadelloser Souveränität zu einer stimmigen Gesamtdarstellung kombiniert. Auch bei schnellen Impulsen setzt der EXA100 diese sofort und mit dem nötigen Nachdruck um. Die Pegelfestigkeit ist wirklich erstaunlich und für diese Preisklasse sicher über Durchschnitt. Seine Kraft vereint der Brite mit der bereits angesprochenen hohen Klarheit und Transparenz und vollendet das Ganze mit einer dafür überraschend angenehmen, beinahe schmeichelhaften Hochtonwiedergabe.
Stimmen gelingen dem Stereo-Verstärker ebenfalls ausgezeichnet. Auch bei komplexem Geschehen kommen charakteristische Eigenschaften fein heraus und die Einbettung der Vokalstimme in die Bühne gelingt ebenfalls tadellos. Die vokalen werden von den instrumentalen Klanganteilen sauber getrennt, auch bei sehr hoher Lautstärke. Wer gerne laut hört, findet im EXA100 den perfekten Partner. Selten erklingt ein derart detailliertes und klares Klangbild so angenehm, insbesondere bei hohem Pegel. Dazu wird auch emotional und mitreißend aufgespielt, ohne den typisch ehrlichen Cambridge Audio-Sound zu vernachlässigen. Die schier unbändige Kraft der Class AB-Verstärkung verhilft natürlich auch zu exzellenten Leistungen im Bassbereich. Knallharte, trockene Bässe kommen absolut präzise und auf den Punkt.
Fazit
Enorme Kraftreserven, eine scheinbar unerschütterliche Souveränität und gleichzeitig hohe Klarheit bei einem stets angenehmen, kaum fordernden Klangbild. Eigenschaften, die in günstigeren Preisklassen eher als unvereinbar gelten, vereint der EXA100 in tadelloser Manier. Dabei ist er selbst mit knapp 2.200 Euro zwar nicht im Einstiegsbereich beheimatet, aber preislich eben auch nicht völlig abgehoben, ganz im Gegenteil. Innerhalb der gehobenen Preisklasse, in der er sich befindet, liefert er eine herausragende Kombination aus Kraft, Nachdruck, Klarheit, Präzision und hohem Auflösungsvermögen. Darüber hinaus bietet er auch eine attraktive Schnittstellenauswahl, die neben Stereo Cinch- und XLR-Schnittstellen auch digitale Eingänge inklusive HDMI eARC und USB-B umfasst. Die Fernbedienung ist eher einfach gehalten und auch bei der Optik wird sich der ein oder andere wundern, wo denn das Display hinter der Acrylglasblende steckt. In Kombination mit dem EXN100 Netzwerk-Player aber wird die Design-Entscheidung wieder absolut stimmig.
James Flint, der Eigentümer und CEO von Cambridge Audio spricht selbst vom „besten Verstärker, den wir (Cambridge Audio) je gebaut haben“ und wir können seinen Enthusiasmus durchaus nachvollziehen. Völlig perfekt ist der EXA100 zwar nicht, aber aus akustischer Sicht und unter Berücksichtigung seiner Preisklasse doch sehr nahe dran.
Pro und Kontra
- Solide Materialqualität und saubere Verarbeitung auch im Detail
- Sehr hochwertiger innerer Aufbau
- Verstärkertechnologie aus Edge M Monoblock
- Akustisch stets kontrolliert und souverän
- Ausgewogener Mix aus Klarheit, Kontrolle, Dynamik
- Ausgeprägte Räumlichkeit und dichte Atmosphäre
- Hohe Pegelfestigkeit
- Flexible Anschlussbestückung
- HDMI eARC und USB-B integriert