Zehn Tipps zum AV-Receiver-Kauf
Autor: Carsten Rampacher, AREADVD, exklusiv für HIFI-REGLER, update: 12.02.2016
Hightech-Vorstufe: Yamaha CX-A5100 für 2.500 EUR
Hohe Ansprüche an die Leistung befriedigend aufwändig aufgebaute AV-Receiver, oben im Bild der
Onkyo TX-RZ900 mit Ringkern-Transformator
1. AV-Receiver und Lautsprecher-Setup
Wie viele Lautsprecher gehören zum System, das an den AV-Receiver angeschlossen werden soll? Fünf für ein konventionelles 5.1-Setup? Sieben für ein 7.1-Setup? Soll schon ein neues Lautsprecher-Setup mit Kompatibilität zu Dolby Atmos und DTS:X verwendet werden? Unbedingt beim Kauf auf die Anzahl der Endstufen achten! Wenn ein großes Lautsprecher-Setup am AV-Receiver betrieben werden soll, muss der AVR neun Endstufen an Bord haben. Für kleinere Setups reichen sieben Endstufen, im Sinne hoher Flexibilität und einer gewissen Zukunftssicherheit sollte man nur im Notfall einen AV-Receiver mit nur fünf Kanälen kaufen.
Wichtig: Wer einen großen Hörraum mit einem ausgewachsenen Lautsprechersystem beschallen möchte, sollte auf einen leistungsfähigen AVR zurückgreifen – der auf jeden Fall der Preisklasse 1.500 bis 2.500 EUR entstammen sollten. Wer auf eine extreme Leistungsfähigkeit Wert legt, kann sich anstatt eines AV-Receivers auch eine AV-Vorstufe, z.B. von Yamaha, Marantz oder Arcam, und eine passende Endstufe dazu kaufen. Mit Preisen ab gut 4.000 EUR für eine komplette Kombination ist dieses Vorhaben allerdings kostspieliger.
Genug HDMI-Anschlüsse sind sehr wichtig
2. AV-Receiver und wichtige Schnittstellen
Da der AV-Receiver sozusagen die "Schaltzentrale" der gesamten Anlage ist, an die sämtliche Peripheriegeräte angeschlossen werden, sollte man unbedingt auf ausreichend HDMI-Terminals achten. Höherwertige AV-Receiver haben nicht selten sieben HDMI-eingänge hinten und einen weiteren vorne, hier kann man z.B. transportable HDMI-/Multimedia-Devices anschließen.
Wichtig: Die HDMI-Terminals sollten mindestens dem HDMI-Standard 2.0 entsprechen (demnach 4K mit 50/60 Hz verarbeiten können) und über den Kopierschutz HDCP 2.2 der Ultra HD-Ära verfügen.
Wer gern sein Smartphone oder Tablet mit dem AVR verbinden möchte, sollte auf einen MHD-fähigen HDMI-Anschluss oder, wichtiger, auf ein eingebautes Bluetooth-Modul achten.
Viele AV-Receiver haben überdies neben der RJ 45 Netzwerkschnittstelle auch ein WLAN-Modul eingebaut. USB-Anschlüsse sollten sich im Idealfall vorne und hinten (jeweils 1) befinden, mindestens aber ein frontseitiger USB-Slot.
Wer mehrere aktive Subwoofer anschließen möchte, sollte sich vergewissern, dass der AV-Receiver (ist bei den meisten aktuellen Modellen der Fall) über zwei Pre-Outs für den Anschluss aktiver Subwoofer verfügt.
Decoder für Dolby Atmos und DTS-X stehen für Zukunftssicherheit
Die Marantz AV8802A AV-Vorstufe bietet 13.2 (!) Processing
3. Dolby Atmos und DTS:X
Die neuen objektbasierten Audioformate Dolby Atmos und DTS:X sind derzeit in aller Munde. Bei diesen neuen Tonformaten ist nur ein Teil der Audio-Informationen noch in Kanal-Form vorliegend. Die anderen akustischen Anteile liegen in Form sogenannter einzelner "Audio-Objekte" vor.
Diese Audio-Objekte werden vom AV-Receiver in Abhängigkeit vom Lautsprechersetup und der Position der Boxen in Echtzeit auf die entsprechenden Lautsprecher verteilt. Für den AVR heißt das: Es ist deutlich mehr Rechenleistung als früher bei den rein kanalbasierten Tonformaten erforderlich.
Schon AV-Receiver der 500 EUR-Liga bringen Dolby Atmos-Decoder mit, allerdings meist nur in der kleinsten Konfiguration mit sieben Endstufen: Ein normales 5.1-Lautsprecher-Setup plus zwei Atmos-Lautsprecher in Form von Deckenlautsprechern oder Top Firing-Modulen, die auf den Frontlautsprechern sitzen. Die Vorstufe dieser kleineren AV-Receiver ist auch nur für maximal 7-Kanal-Processing ausgelegt, man kann nicht per externer Endstufe erweitern. Teurere Siebenkanal-AV-Receiver wie z.B. der Denon AVR-X4200W sind für Neunkanal-Processing vorbereitet. Das heißt, für ein größeres Dolby Atmos- oder DTS:X-Setup kann man noch an die Vorverstärkerausgänge auf der Rückseite eine zusätzliche Zweikanal-Endstufe anschließen. Immer mehr AV-Receiver ab der oberen Mittelklasse werden zudem in der nächsten Zeit mit einem Firmware-Update für DTS:X ausgestattet. Besonders Denon, Marantz und Yamaha sind hier sehr rege.
Daher sollte man beim Kauf eines AV-Receivers darauf achten, dass bereits ein DTS:X-Update aufgespielt ist beziehungsweise in Kürze eines zur Verfügung steht. Wer gleich größtmögliche Flexibilität wünscht, greift am besten zu einem Neunkanal-AV-Receiver –oder eine AV-Vorstufe mit 11.2 oder gar 13.2 Processing. Das heißt, Konfigurationen mit bis zu 11 Kanälen und zwei Subwooferkanälen beziehungsweise mit bis zu 13 Kanälen und 2 Subwooferkanälen können von der Vorstufe gesteuert werden.
Schon Einsteigermodelle haben Decoder für Dolby True HD und DTS-HD Master Audio, nicht aber für Dolby Atmos oder DTS:X
4. Weitere wichtige Decoder
Dolby True HD und DTS:HD Master Audio sind schon praktisch überall mit an Bord. Wer bereits einen AV-Receiver mit Dolby Atmos verwendet, bekommt den Dolby Surround Atmos-Upmixer dazu, dass die Atmos-Kanäle auch bei Material, das eigentlich in 5.1 oder 7.1 beispielsweise abgemischt ist, mit aktiv sind. Bei DTS:X ist mit "DTS Neural:X" ebenfalls ein entsprechender Upmixer mit an Bord.
Eine große Hilfe ist ein On-Board-Einrichtungsassistent
Yamaha und Pioneer setzen auf einen App-basierten Assistenten
5. Einrichtungsassistent
Ein AV-Receiver verfügt über eine Vielzahl an Funktionen. Daher ist eine Hilfe bei der ersten Einrichtung des AVs von großem praktischem Nutzen.
Wer es ganz einfach haben möchte und einen AVR sucht, bei dem der Einrichtungsassistent gleich an Bord ist, greift zu einem D&M oder Onkyo AVR. Pioneer und Yamaha haben für die meisten Modelle einen App-basierten Einrichtungsassistenten. Diesen lädt man aus Apples App Store oder aus Google Play für Android-basierte Tablets/Smartphones auf das mobile Device. In diesen Einrichtungsassistenten wird, sehr schön bebildert, genau erklärt, wie die Erstinstallation zu erfolgen hat.
Achtung: Die Einrichtungsassistenten sind eigene Apps und nicht zu verwechseln mit den ebenfalls angebotenen Apps zur Steuerung des AV-Receivers! Einige kleinere Hersteller bieten keinen Einrichtungsassistenten an. Hier sollte man dann die Bedienungsanleitung konsultieren.
Zum "guten Ton" gehört ein Lautsprecher-Einmesssystem mit Room EQ und Mikrofon
6. Automatisches Lautsprecher-Setup mit Room EQ
Wer das Lautsprechersystem möglichst komfortabel einrichten möchte, sollte auf einen AV-Receiver mit leistungsfähigem Einmesssystem plus Room-EQ zurückgreifen. Ein solches System ist selbst in der gehobenen Einsteigerklasse mittlerweile Standard. Das Prinzip ist immer identisch. Ein Mikrofon wird an den AV-Receiver angeschlossen und am Hörplatz aufgestellt. Am besten, man montiert das Mikrofon in Ohrhöhe auf einem handelsüblichen Foto-Stativ. Einfachere Systeme messen nur an einem Punkt ein, aufwändigere an bis zu acht Hörpositionen. Mittlerweile sind die Einmesssysteme so zuverlässig geworden, dass kaum noch Probleme während der Einmessprozedur auftreten. Auch akustisch wird mittlerweile eine hohe Qualität, gerade bei teureren AV-Receivern ab rund 1.000 EUR, geboten. Das Einmesssystem stellt sich sehr präzise auf Raumbedingungen und die angeschlossenen Lautsprecher ein.
Gerade höherwertige AV-Receiver bringen auch einen Video-EQ mit
7. Der AV-Receiver als Schaltzentrale
Oftmals sind AV-Receiver ab der 500-600 EUR-Klasse in der Lage, eingehende digitale (per HDMI) oder auch analoge (je nach AVR-Modell) Videosignale auf bis zu 4K hochzukonvertieren.
Ganz gleichr, ob Pioneer, Yamaha, Denon oder Marantz: Mittlerweile sind so gute Videoprozessoren an Bord, dass gerade bei AVRs ab 1.000 EUR beim Hochkonvertieren einer Blu-ray von 1.080p auf 2.160p (Ultra-HD) eine bessere Qualität geboten wird, als wenn es der Blu-ray-Player oder der Mittelklasse-Ultra HD-TV (Oberklasse/Luxusklasse-TVs sind manchmal besser) erledigt. Denon liefert überdies sogar ISF-Videobetriebsarten mit, Onkyo teilweise auch. Bei Onkyo muss man aber aufpassen: Die rein auf exzellenten Audiogenuss getrimmte TX-RZ800/900-AVR-Baureihe schleift Videosignale nur durch und ist nicht in der Lage, diese zu bearbeiten.
High Resolution Audio-Wiedergabe ist ein wichtiges Thema
8. HiRes-Audio
Eigentlich sind auch die neuen objektbasierten Audioformate DTS:X sowie Dolby Atmos, ja sogar schon die Vorläufer DTS HD Master Audio und Dolby True HD, "High Resolution Audio" Mehrkanal-Tonformate. Doch mit HiRes-Audio sind landläufig meist in Stereo (selten in Multichannel) vorliegende, auf USB-Stick, dem PC oder dem Home Server gespeicherte hochauflösende Musikdateien in den Formaten FLAC, WAV, ALAC oder DSD (Direct Stream Digital, das Format, in dem die Tonspur der SACD vorliegt) gemeint. Hires-Dateien bringen einen erweiterten Dynamikbereich, mehr Detailreichtum und insbesondere im Hochtonbereich mehr Brillanz mit.
Schon AVRs der 500 EUR-Liga sind in der Lage, diese HiRes-Audiodateien wiederzugeben. Auch bringen viele die Möglichkeit der Gapless-Wiedergabe für WAV/FLAC mit. Aufpassen muss man, möchte man Multichannel-HiRes-Dateien in den eben aufgeführten Formaten wiedergeben: Wenn, dann geht es nur bis 96 kHz/24-Bit und nicht, wie in Stereo, bis 192 kHz/24-Bit. Manchmal werden mehrkanalige HiRes-Dateien auch gar nicht wiedergegeben.
Wem dies wichtig ist, der sollte zuvor entweder online in die Bedienungsanleitung des ins Auge gefassten AV-Receivers schauen oder aber gleich die Hotline des Herstellers konsultieren. Letzteres aber nur im Notfall, denn solche Details wissen auch Hotline-Mitarbeiter nur selten.
Ein reichhaltig bestücktes Anschlussfeld stellt auch Multiroom-Anschlüsse zur Verfügung
9. Multiroom
Wer in einem zweiten oder sogar in einem zweiten und einem dritten Raum weitere Lautsprecher / Video-Geräte betreiben möchte, sollte darauf achten, dass der ins Auge gefasste AV-Receiver die entsprechenden Mulitroom-Features mitbringt.
Dazu gehören: Analoge Cinch-Audioausgänge für die 2./3. Hörzone, ein für eine weitere Zone vorgesehener HDMI-Ausgang sowie weitere Zonen-Videoausgänge (analog), je nachdem, welches Setup verwirklicht werden soll.
Flexibles Endstufen Management
10. Flexibles Endstufen-Management
Sie besitzen große Front-Lautsprecher, die sehr "leistungshungrig" sind oder möchten in einem zweiten Raum noch ein Stereo-Lautsprecherpaar mit den Endstufen des AV-Receivers betreiben? Dann benötigen Sie einen AV-Receiver mit flexibler Endstufen-Zuweisung.
Front-Bi-Amping oder Multiroom-Betrieb – all dies lässt sich mit Hilfe der grafischen Benutzeroberfläche einfach einrichten. Ab der oberen Mittelklasse weisen AV-Receiver hier oft entsprechende Möglichkeiten auf.
Verantwortlich für den Inhalt: Detlev Schnick, © Copyright 2002 - 2025 HIFI-REGLER