AV-Receiver der Oberklasse im Vergleich
Yamaha RX-A3070 für 2.499 EUR, Pioneer SC-LX801 für 2.199 EUR, Denon AVR-X6400H für 2.499 EUR, Marantz SR7012 für 1.799 EUR. Vier AV-Receiver der Oberklasse – vier unterschiedliche Konzepte zum akustischen Erfolg. Wir haben für Sie die Vor- und Nachteile der drei beeindruckenden Geräte genau aufgelistet.
Selbstverständliche Austtattungsmerkmale
Einige „Selbstverständlichkeiten“ bezüglich der Ausstattung, die alle vier Mehrkanal-Receiver einen, haben wir gleich zu Beginn aufgeführt:
- Decoder für Dolby Atmos und DTS:X mit Audio-Upscalern DTS Neural:X und Dolby Surround
- Lautsprecher-Einmesssystem (YPAO 64-Bit bei Yamaha, Audyssey MultEQ XT32 bei Denon und Marantz, MCACC Pro bei Pioneer) mit Room-EQ und Mehrpositionen-Einmessung
- Ersteinrichtungs-Assistent (Yamaha per Tablet-App, bei Pioneer und Marantz/Denon per OSD „on board“)
- App für iOS/Android für die Steuerung der AV-Receiver-Funktionen
- Multiroom-/Streaming-Modul: Bei Pioneer Fire Connect/DTS Play-Fi/Google Chromecast, bei Denon/Marantz Heos, bei Yamaha MusicCast
- HDMI-Terminals mit Unterstützung für HDR10, Dolby Vision, mit Kopierschutz HDCP 2.2. Üblich in diesem Umfeld: 8 Eingänge und mindestens 2 Ausgänge.
- Hi-Res-Audio-Support (Flac, WAV, ALAC, AIFF, meist bis 192 kHz/24-Bit, dazu DSD 2,8/5,6 MHz. Gapless-Wiedergabe)
- Bluetooth, WLAN, AirPlay, Spotify an Bord.
Wir beginnen nun mit dem günstigsten der vier ausgewählten Mehrkanal-Receiver, und das ist der Marantz SR7012.
Pro
- Zusätzlich noch Decoder für Auro-3D inklusive Auro-Matic Audio-Upscaler
- Videosignalbearbeitung sehr umfangreich: Upscaling von 480/576i, 480/576p, 720p, 1.080i/p auf bis zu 4K, dazu Video-EQ und Bildprogramme inklusive der ISF-Modi Day und Night
- Sehr gute, übersichtliche Fernbedienung
- Ausgezeichnete Klangqualität auch im Stereo-Betrieb
- 3 HDMI-Ausgänge
- Umverwechselbares Design
Contra
- Seitenteile der Frontblende aus Kunststoff
- Audyssey Mult EQ XT32 nur mit 32-Bit Genauigkeit (Yamaha YPAO neueste Generation: 64-Bit)
- Bei der Mehrkanal-Wiedergabe etwas weniger maximale Dynamik als die drei Konkurrenten
Unsere Bilanz: Der Marantz SR7012 bietet enorm viel für sein Geld. Schicke Optik, nahezu lückenlose Ausstattung und einen runden, lebendigen Klang – auch bei der Zweikanak-Wiedergabe. Die sehr gut ausgestattete und qualitativ ausgezeichnete Videosektion kommt auch noch dazu. Wer demnach Wert auf ein besonders gutes Preis-/Leistungsverhältnis legt, greift hier zu.
Pro
- Digitale „Direct Energy HD“ Endstufen für beste Pegelfestigkeit aller hier vorgestellen Konkurrenten bei kaum spürbarer Erwärmung
- Beste Grobdynamik
- MCACC Pro mit enormem Potential an Nachbearbeitungsmöglichkeiten undsechs Speicherplätzen für individuelle EQ-Justagen.
- Mit Fire Connect, DTS Play-Fi und Google Chromecast bei Multiroom/Streaming herstellerübergreifend äußerst flexibel
- Sehr edle, moderne und schlichte Optik
- Hi-Res-Wiedergabe: Unterstützung von Quad-DSD (11,2 MHz)
Contra
- Billige Fernbedienung
- MCACC produziert ab und zu Fehlermeldungen (wiederholt man die Einmessung dann, funktioniert es beim zweiten Mal)
- Videosektion auf das Nötigste reduziert, nur Upscaling von Full-HD auf 4K
Unsere Bilanz: Der Pioneer SC-LX801 entpuppt sich als bärenstarkes Kraftpaket, das mühelos auch Mehrkanal-Setups mit leistungshungrigen Lautsprechern versorgt. Bestmögliche Grobdynamik und Maßstäbe setzende Pegelfestigkeit sind weitere große Pluspunkte. Der SC-LX801 punktet überdies mit seiner flexiblen, modernen Multiroom-/Streaming-Ausstattung und der edlen Optik.
Der Yamaha RX-A3070 hat auch "nur" 9 Endstufen, liegt aber preislich laut UVP 300 Euro über dem zuvor präsentierten Pioneer.
Pro
- Erstklassige DSP-Programme für Musik, Filmton, TV-Sendungen, Gaming. Dank Cinema DSP HD3 Prozessor sogar bei Dolby Atmos und DTS:X anwendbar. Per App oder OSD/Fernbedienung kann man jeden DSP-Modus individuell anpassen.
- DAB/DAB+ Digitalradiotuner
- XLR-Anschlüsse
- Video-EQ für individuelle Justagen (keine vorgefertigten Bildprogramme) mit 6 Speicherplätzen, plus vollwertige Videosektion für Upconversion von 480/576i, 480/576p, 720p, 1.080i/p auf bis zu 4K. Sehr hohe Qualität bei der Upconversion
- YPAO-Lautsprechereinmess- und Room EQ-System mit 64-Bit Genauigkeit
- Herausragende akustische Präzision bei der Zwei- und Mehrkanal-Wiedergabe gepaart mit enormer klanglicher Homogenität
Contra
- Für recht hohen Kaufpreis nur 9 Endstufen
- Nur 2 HDMI-Ausgänge
- Fernbedienung mit nur ausreichender Qualitätsanmutung und zu kleinen Tasten
Unsere Bilanz: Der Yamaha RX-A3070 gibt sich als Meister der Präzision und verwöhnt mit einer sehr sorgfältigen akustischen Abstimmung im Mehrkanal-Betrieb und im Stereoeinsatz. Konkurrenzlos gut sind die DSP-Modi, die man übrigens sogar über die AV-Receiver-App individuell anpassen kann. Überdies ist die Videosektion sehr leistungsfähig. Die flexible Anschlussauswahl umfasst sogar XLR-Terminals, zudem verwöhnt der Yamaha mit einem digitalen Radiotuner.
Pro
- 11 Endstufen, monolithisches Endstufen-Layout mit identischen Arbeitsbedingungen für jede Endstufe
- Der AVR-X6400H setzt Maßstäbe bei der Präsentation von räumlicher Tiefe und räumlicher Weite im Mehrkanal-Betrieb
- Auro-3D inklusive Auro-Matic als weiterer Decoder an Bord
- Erstklassig arbeitende Videosektion, Upconversion von 480i/576i, 480p/576p, 720p und 1.080i/p auf bis zu 4K. Kleiner Video-EQ plus Bildprogramme inklusive ISF-Modi Day/Night
- Audyssey MultEQ XT32 profiliert sich als das zuverlässigste Lautsprecher-Einmesssystem mit Room EQ
- Drei HDMI-Ausgänge
Contra
- Optik etwas langweilig
- Im Stereo-Betrieb nicht besser als der günstigere Marantz SR7012
- Audyssey nur mit 32-Bit Genauigkeit
Unsere Bilanz: Der Denon AVR-X6400H empfiehlt sich dank 11 Endstufen auch für den Einsatz im 7.2.4-Heimkino, ohne dass man eine separate Endstufe dazu kaufen muss. Überdies klingt er räumlich enorm dicht, zudem ist die akustische Weite bei der Mehrkanal-Wiedergabe hervorragend. Die tadellose Videosektion vervollständigt den Gesamteindruck.
Und was kann man insgesamt festhalten?
Alle vier AV-Receiver zeigen, was technisch derzeit möglich ist, und zwar für durchaus vertretbare Investitionen. Hochwertige Optik und ausgewählte Baugruppen im Inneren sind überall Standard. Kritik gibt es hier höchstens im Detail. Leider fehlt den Herstellern offensichtlich der Mut, aus optischer Sicht neue Wege zu beschreiten, aber vielleicht ist es dem Käufer auch lieber, dass das Design traditionell bleibt. Klangliche Stärke im Mehrkanal- und im Stereobetrieb ist bei allen in hohem Maß vorhanden. Besonders bei Yamaha und Marantz fällt auch die sorgfältige Stereo-Abstimmung auf. Der Pioneer setzt Maßstäbe bei Grobdynamik und Pegelfestigkeit, der Denon bei der dichte der räumlichen Darstellung. So hängt es in letzter Konsequenz von den eigenen Vorstellungen ab, für welchen der Mehrkanal-Receiver man sich entscheidet.
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