LCD oder OLED? Ultra HD oder 8K? Wie sieht die aktuelle Situation aus?
Mittlerweile sind Ultra HD-TVs, ganz gleich, ob OLED- oder LCD-basiert, Standard. Full HD-TVs findet man nur noch sehr selten, und zwar im absoluten Einstiegssegment. Dafür aber bieten Sony und Samsung bereits TVs mit der vierfachen Auflösung an: Anstatt 3.860 x 2.160 Pixel haben 8K-TVs 7.680 x 4.320 Pixel. Das ist die vierfache Pixelanzahl, im Vergleich zu Full-HD sogar die 16-fache Pixelanzahl. Was ändert sich dadurch für mich, wenn ich einen neuen Fernseher kaufen möchte?
Zunächst die „allseits beliebte Standardfrage“: LCD oder OLED? Die Leistungsdichte ist deutlich gestiegen. LCDs haben durch immer präzise steuerbare Hintergrundbeleuchtung an Schwarzwert und Differenzierungsvermögen beim Detailkontrast gewonnen. Immer mehr LCD-basierte TVs ab der oberen Mittelklasse besitzen vollflächiges LED-Backlight. Es wird jedoch nicht jede LED einzeln angesteuert. Die Ansteuerung erfolgt in sogenannten „Clustern“, je weniger LEDs sich in einem Cluster befinden, umso präziser ist die Ansteuerung.
Trickreiche Technologie sorgt überdies inzwischen auch bei LCD-Fernsehern für einen breiten Blickwinkel. Samsung und Sony beispielsweise betreiben viel Aufwand, um den Blickwinkel zu optimieren. Samsung-Top-QLED-TVs des Baujahres 2019 glänzen zudem auch dank einer speziell behandelten Display-Oberfläche mit äußerst geringen Reflexionen. Im Gegenzug haben OLED-TVs das Manko des zu dunklen Bildes aufgrund nur ausreichender maximaler Display-Helligkeit weitestgehend abgelegt. Und: Etwas teurer sind OLEDs öfters schon noch, vergleicht man mit LCD-basierten Modellen. Aber der Unterschied ist deutlich geschrumpft. Was immer noch für LCD-TVs spricht, ist die große Auswahl an Display-Diagonalen, gerade im Bereich zwischen 43 und 75 Zoll.
Was soll man also kaufen? Nach wie vor produzieren OLED-TVs aufgrund ihrer selbstleuchtenden Pixel den besseren Schwarzwert und den besseren Detailkontrast. Der Blickwinkel ist exzellent. Gegen OLED-TVs sprechen die geringe Auswahl an Bilddiagonalen (derzeit in Ultra HD nur in 55, 65 und 77 Zoll, für 2020 geplant: 48 Zoll) und die Tatsache, dass OLED-TVs zwar heller geworden sind, aber unter extremen Licht-Bedingungen sind LCDs mit Werten bei Top-Modellen zwischen 2.000 und 4.000 Nits nach wie vor besser.
Wer einen LCD-TV erstehen möchte, sollte auf jeden Fall ein höherwertiges Modell mit Quantum Dot-Panel nehmen: Deutlich mehr Farbtreue, mehr Farbbrillanz und feinere Farb- und Kontrastabstufungen sind hier die Pluspunkte. Zu guter Letzt: Was die Haltbarkeit angeht, sind LCD-TVs und OLED-TVs inzwischen ähnlich, rund 100.000 Betriebstunden sind möglich.
Wer als „Early Adopter“ einen 8K-TV möchte, kann im Vergleich zu OLED 8K TVs bei Samsung und Sony mit deutlich faireren Preisen für LCD-basierte 8K-TVs rechnen. In diesem Jahr kommt der erste 8K-OLED in 88 Zoll von LG, dieser kostet aber voraussichtlich über 30.000 EUR. Zum Vergleich: Der jetzt erhältliche Sony ZG9 in 85 Zoll liegt bei 15.999 EUR. Ein 8K-TV lohnt sich aber nur bei wirklich großen Bilddiagonalen, daher werden 8K-TVs (im Falle Samsung) auch erst ab 65 Zoll angeboten. Aber, Hand aufs Herz: Eigentlich merkt man erst ab 75 Zoll einen Unterschied zu Ultra HD-TVs, und auch das nur, wenn man recht nah vor dem großen TV sitzt. Ideale Größen für 8K-TVs sind 85, 88 oder 98 Zoll – das ist aber natürlich dann mit heftigen Kaufpreisen verbunden.
Kommen wir zu einer sehr wichtigen Frage: Was bringt im Moment ein 8K-TV, wenn es keine passende Software mit nativer Auflösung gibt beziehungsweise nur in geringem Umfang natives 8K-Material bereit steht? Das wissen auch die Hersteller, daher legen sie laut eigenen Worten größten Wert auf ein erstklassiges Upscaling auch niedrigerer Auflösungen wie Ultra-HD und Full-HD. Oftmals können 8K-TVs auf eine große Datenbank an Material-Mustern (unterschiedliches Filmmaterial, TV-Material etc.) zurückgreifen, aus dieser wird mittels Künstlicher Intelligenz das perfekt zum aktuellen Quellmaterial passende Muster herausgesucht. Anschließend wird das optimale Upscaling angewandt.
Auf jeden Fall sehr wichtig ist, dass der ins Auge gefasste TV zu zahlreichen HDR-Normen kompatibel ist. HDR10 als erstes HDR-Format (statisch, das heißt eine HDR-Einstellung für den ganzen Film) ist überall mit drin, HLG (als HDR-Broadcasting-Format) mittlerweile ebenfalls. Dolby Vision als erstes dynamisches HDR-Format (jede Sequenz kann individuell mit HDR-Daten erstellt werden) wurde anfangs von vielen Herstellern abgelehnt: Von den extrem bekannten Marken haben nur LG und Sony Dolby Vision unterstützt. Das in sich geschlossene System, für das Lizenzgebühren zu entrichten sind, wird aber mittlerweile von zahlreichen Panasonic und Philips-TVs (ab Modelljahr 2019) unterstützt.
Bleibt das dynamische, offene, lizenzfreie HDR10+, das auf der IFA 2017 eingeführt wurde: Vor allem Samsung setzt auf HDR10+, weil Samsung auch 2019 bislang kein Dolby Vision unterstützt. Panasonic und Philips unterstützen auch HDR10+, Sony und LG derzeit nicht. Dafür unterstützt LG noch Technicolor HDR. Wichtig ist HDR vor allem auch für Streaming-Freunde. Immer mehr Serien und Filme zum Beispiel von Netflix und Amazon Prime Video sind mit HDR verfügbar – mehr Detailkontrast, mehr Plastizität und ein noch intensiverer Bildeindruck sind die Folgen.
Wichtig ist auch, dass der Fernseher mit praxisgerechten Bildprogrammen ausgestattet ist. Beispiele: Samsung hält die Auswahl an Bild-Modi auch 2019 klein, der Kino-Modus ist aber ausgesprochen gut und bietet ein augenfreundliches, realistisches Bild. Bei Sony gibt es für Netflix-Material den 2018 auf der IFA erstmals präsentierten „Netflix Calibrated Modus“, der zusammen mit Netflix-Bildtechnikern entwickelt wurde.
Zudem bietet Sony 2019 die beiden Dolby Vision Betriebsarten „hell“ und „dunkel“ an. Mit einer ganzen Armada von Bild-Modis treten Panasonics Top-Modelle an. THX- und ISF-Betriebsarten sind hier unter anderem verfügbar. Viele Bild-Betriebsarten finden sich auch bei LG, unter anderem Modi von ISF und Technicolor.
Manche TVs bieten Betriebsarten an, die aus SDR-Material quasi HDR-Material machen sollen. Je nach Quelle, kann das ganz gut gelingen, manchmal aber wirkt das Bild dann auch bezüglich des Kontrastes überzogen und nicht mehr authentisch.
Außer den Kino/Movie/Cinema-Bildprogrammen gibt es noch weitere Modi, die z.B. auf Namen wie „Standard“, Brillant“ oder „Dynamisch“ hören. Oftmals aber stimmt die Farbtemperatur hier nicht, das Bild ist farblich zu kühl, und der Kontrast ist zu weit aufgezogen.
Fazit
Nach wie vor ist ein qualitativ hochwertiger Ultra HD-TV eine hervorragende Wahl. Wir würden entweder einen OLED oder einen Quantum Dot-LCD mit vollflächigem LED-Backlight vorschlagen, der im Idealfall zu vielen HDR-Normen kompatibel ist und über einen guten Kino-Bildmodus verfügt. Wer jetzt schon einen 8K-TV erwerben möchte: Noch gibt es keinen Software-Standard. Mit HDCP 2.3 ist zwar schon der Kopierschutz der 8K Ära auf dem Markt, ebenso beginnt jetzt die Bestückung mit HDMI 2.1 (kommt z.B. beim Sony ZG) angeblich per Software-Update. Aber ob die jetzigen 8K-TVs später zu einem etwaigen 8K-Software-Standard kompatibel sind, vermag derzeit niemand zu sagen. Ab 75 Zoll aber, das muss man zugeben, bieten 8K-TVs aufgrund hochwertigen visuellen Upscalings mittels Künstlicher Intelligenz schon jetzt selbst bei hochskaliertem Ultra HD-Material ein faszinierendes Bild.
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