Alle Infos zum neuen Tonformat DTS:X
Text von Carsten Rampacher und Philipp Kind, HIFI-REGLER, update: 30.04.2015
Dolby Atmos wird bereits seit 2014 in Top-AV-Receivern zum Beispiel von Marantz, Denon, Onkyo, Pioneer und Yamaha angeboten. Die neue Konkurrenz der belgischen Galaxy Studios, Auro-3D (neu eigentlich nicht, aber erst jetzt in Consumer-Produkten erhältlich), gibt es in ausgewählten AV-Receivern und AV-Vorstufen gegen 150 EUR Upgrade-Obulus von Denon und Marantz. Aber was ist mit DTS? Auf der CES 2015 sind erste Informationen zum neuen Soundformat "DTS: X" Preis gegeben worden. Abgesehen davon, dass auch die DTS-Variante auf Audio-Objekten basiert, hielt man sich aber mit Auskünften zurück. Erst Anfang April 2015 fand ein offizielles Event des kalifornischen Unternehmens statt, bei dem die Eigenschaften des Tonformates genauer beleuchtet wurden.
Ultimate Flexibility und Interactivity
Schon seit der CES-Messe in Las Vegas ist bekannt, dass DTS "The Ultimate in Flexibility, Immersion and Interactivity" bieten möchte. Wie bei Auro 3D und Dolby Atmos soll ein 360 Grad Surround-Erlebnis mit Einbeziehung aller Ebenen das Ziel sein. Die "Flexibilität" soll sich dabei besonders positiv auf die Ausgestaltung des Lautsprecher-Setups auswirken. Gegenüber Dolby Atmos und Auro3D wird DTS: X laut Hersteller sehr viel unproblematischer bezüglich der Anzahl der Lautsprecher und deren Positionierung im Raum sein. DTS verwendet für DTS:X eine "DTS speaker remapping engine", die jede Lautsprecherkonfiguration um die Hörposition unterstützen soll. Bis zu 32 LS-Positionen sind im Heimkino-Bereich möglich, allerdings ist auch klar, dass die Lautsprecher-Bestückung von den Möglichkeiten des eigenen AV-Receivers abhängt. Ein weiterer Vorteil liegt ebenfalls auf der Hand, bereits vorhandene Atmos- oder Auro3D-Setups können ohne jegliche Umbaumaßnahmen auch für DTS:X genutzt werden.
Immersive Sound
Der Begriff "Immersive Sound" ist das Schlagwort der neuesten Generation an Tonformaten - die komplette Einbeziehung des Zuhörers in eine Soundwelt steht im Mittelpunkt, bei gleichzeitig hervorragender Klanggüte - das heißt, nicht einfach hohe Räumlichkeit, sondern auch eine hervorragende akustische Klarheit, Dynamik und Brillanz.
Die Anzahl der Lautsprecher kann in gewissem Umfang frei gewählt werden, auf der CES z.B. wurde mit acht Deckenlautsprechern gearbeitet. Atmos-Module, die auf bestehende Frontlautsprecher aufgesetzt werden und in bestimmtem Winkel zur Decke abstrahlen. DTS hat bereits bestätigt, dass Top-Firing Module, die für Dolby Atmos geeignet sind, auch für DTS:X verwendet werden können. Allerdings scheint die Nutzung von Deckenlautsprechern bei DTS:X ohnehin einen geringeren Stellenwert zu haben als z.B. bei Dolby Atmos. Für den perfekten, immersiven Klangeindruck werden die Höhen- bzw. Deckenlautsprecher definitiv von DTS empfohlen, auch mit einer 7.1 - oder 5.1 Lautsprecher-Konfiguration soll mit der objektbasierten Abmischung aber eine bessere akustische Performance erzielt werden, besonders Klangverläufe sollen harmonischer und geschlossener wirken.
Ende der kanalbasierten Ära
Ganz wichtig - auch bei DTS geht die Ära, in der rein kanalbasiert gearbeitet wurde, zu Ende. Daher kommen bei DTS:X ähnlich wie bei Dolby Atmos und bei Auro-3D sogenannte Audio-Objekte zum Einsatz, welche auf die einzelnen Lautsprecher in Echtzeit verteilt werden.
Die DTS:X Abmischung ist aus mehreren Ebenen aufgebaut. Zu den überwiegenden und diskreten Audio-Objekten gibt es auch ein "bed" mit Soundelementen ohne genaue Positionierung und natürlich Metadaten zur Verarbeitung im DTS:X-Decoder. Im Gegensatz zu Auro3D sind DTS:X und Dolby-Atmos also eher objektbasiert, wenn auch eine gewisse kanalbasierte Grundsubstanz, das "bed" zu bleiben scheint . Ganz eindeutig sind hier die Aussagen (noch) nicht, vermutlich handelt es sich aber bei allen drei Formaten um Hybrid-Technologien aus Audio-Objekten und kanalbasierter Abmischung.
Die Basis für DTS:X bildet "DTS Multi-Dimensional Audio", kurz MDA. Mit der MDA-Plattform, die aktuell im Beta-Status verschiedenen Produzenten vorliegt, kann die genaue räumliche Position einzelner Klänge definiert und relativ zur Sitzposition platziert werden. Der DTS:X-Decoder weist die einzelnen Objekte dann den jeweiligen Lautsprechern zu.
ht.
Flexible Dialogkontrolle
Die bereits angekündigte flexible Dialogkontrolle "Dialog Control" ist offiziell bestätigt. Bestimmte Audio-Elemente können bezüglich ihrer Lautstärke kontrolliert verändert werden. Stimmen werden als eigenes Objekt behandelt und so verspricht man sich besonders bei der Dialog-Präsenz und Sprachverständlichkeit Vorteile. Unabhängig von der Gesamtkulisse können einzelne Elemente gezielt abgeschwächt oder verstärkt werden. Der neue Standard soll auch bei TV-Übertragungen genutzt werden. Es ist jedoch fraglich, ob dies auch in Deutschland der Fall sein wird.
Problemlose Abwärtskompatibilität
Wegen der Abwärtskompatibilität kann DTS:X ohne Probleme auf Tonspuren von Blu-ray Discs verwendet werden. AV-Receiver, die keinen Decoder für DTS:X an Bord haben, decodieren schlichtweg den DTS-HD-Master Audio-Ton. Da DTS HD MA bei vielen Blu-ray Disc-Anbietern mittlerweile Gang und Gäbe ist, sollte unter technischen Aspekten eine Einführung von DTS:X in recht kurzer Zeit machbar sein.
DTS:X - Abmischungen unterstützen Sampling-Raten bis zu 96 kHz, es gibt sowohl die Möglichkeit einer verlustfreien (lossless) als auch einer verlustbehafteten (lossy) Kompression.
Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es noch keine konkreten Ankündigungen von Blu-ray Discs mit DTS:X-Mehrkanalton. Erstes Anzeichen könnte aber die Unterstützung von DTS:X in der Produktions- und Authoring-Software für Blu-ray Discs "Scenarist BD Professional & Pro Plus v6.0" sein
Offizieller DTS:X Launch
Was erwartet den Konsumenten nach der offiziellen Ankündigung Anfang April? Hier muss man zwischen den großen Kinos und dem Home Cinema-Bereich unterscheiden. Während erste Kino-Umbauten schon stattgefunden haben und die neue Tonspur bereits ab Mai 2015 Verwendung finden soll, kann man im Heimkino wohl ab Sommer 2015 mit praktischer Anwendung rechnen. Denon & Marantz planen bereits Firmware-Updates für vorhandene Receiver, laut DTS sollen auch Geräte von Onkyo und Integra, Anthem, Krell, McIntosh, Pioneer, Yamaha und weitere kleinere Hersteller folgen. Natürlich darf auch die entsprechende Software in Form von Blu-ray Discs nicht fehlen.
Besuchen Sie uns auf Facebook
Verantwortlich für den Inhalt: Detlev Schnick, © Copyright 2002 - 2024 HIFI-REGLER