Video-Verarbeitung im AV-Receiver
Text von Carsten Rampacher, HIFI-REGLER, update: 30.10.2014
Praktisch alle aktuellen AV-Receiver der Marken Denon, Onkyo, Pioneer und Yamaha ab der Preisklasse von ca. 600 Euro verfügen über mehr oder weniger umfangreiche Video-Bearbeitungsmöglichkeiten. Nicht umsonst steht das „V“ in AV-Receiver für „Video“. Und: Auch, wenn Pioneer seine AV-Receiver neuerdings „Mehrkanal-Receiver“ tauft, bringen natürlich auch Pioneers Geräte derartige Funktionen mit.
Um welche Funktionen handelt es sich?
Zunächst stellt sich die Frage: Welche Funktionen werden videoseitig geboten? Zunächst einmal sind praktisch alle AV-Receiver der oben genannten Preisklasse in der Lage, 1080p/24Hz-Signale von einem Blu-ray-Player sowie 3D-Signale von einem Blu-ray-Player über HDMI „durchzuschleifen“. Dies meint, dass das eingehende Signal ohne Qualitätsverlust über den HDMI-Ausgang des AV-Receivers zum Bildwiedergabegerät geleitet wird. Reines Durchschleifen ist allerdings Selbstverständlichkeit und kein Kunststück und wird daher schon von 250 EUR-Einsteigermodellen beherrscht.
Weiter gehend aber sind die AV-Receiver ab rund 600 EUR der Marken Denon, Pioneer, Yamaha und Onkyo mit leistungsfähigen Videoprozessoren ausgestattet, die es ermöglichen, über die analogen (Komponente (YUV) oder Composite/FBAS, S-Video ist kaum noch verbreitet) oder die digitalen (HDMI) Videoeingänge eingehenden niedriger auflösenden Signale (z.B. 576i) auf bis zu 1080p oder sogar bis auf 4k (dem Vierfachen der aktuellen FullHD-Auflösung) hochzurechnen. Manchmal ist noch ein sogenannter Video-Equalizer mit an Bord, dieser bringt verschiedene Bild-Einstellparameter mit. Es gibt zudem AV-Receiver, die, ähnlich wie TV-Geräte, Beamer oder Blu-ray-Player, über vordefinierte Bildfelder verfügen (z.B. „Kino“ oder "Natürlich").
Merksätze
- Nahezu alle AV-Receiver aktueller Baureihen schleifen 1080p/24- und 3D-Signale durch.
- Modelle ab 600 EUR konvertieren analoge und digitale Videosignale auf bis zu 1080p und manchmal sogar auf bis zu 4k hoch.
Welchen Nutzen haben diese Funktionen?
Ist der AV-Receiver in einer Kette, bestehend aus verschiedenen Bildzuspielern (Blu-ray-Playern, Spielekonsole, Settop-Box wie z.B. externer Satelliten- oder Kabelreceiver, vielleicht noch ein älterer DVD-Recorder), dem AV-Receiver und dem Bildwiedergabegerät eingebunden, erfüllt er die Funktion als „Kommandozentrale“ und verwaltet die verschiedenen Videosignale, die an unterschiedlichenn Eingängen anliegen, und transportiert sie per „Masterleitung“ meist per HDMI an das Bildwiedergabegerät. Und er gibt nicht nur die von den angeschlossenen Periepheriegeräten angelieferten Bildsignale weiter , sondern ist eben auch in der Lage, Videosignale zu bearbeiten und dadurch zu verbessern.
Beispiel: Der DVD-Recorder ist zwar in der Lage, die 480i (NTSC) bzw. 576i (PAL) Signale einer DVD auf 1080p hochzuwandeln, die Qualität ist aber unzureichend. Woran sieht man dies? Das Bild wirkt verrauscht und unscharf, Details verschwimmen, es tritt Ruckeln bei Bewegungen auf. In einem solchen Falle ist es sinnvoller, dem DVD-Recorder das Hochrechnen des Signals zu entziehen und die Signalausgabe gleich auf 576i einzustellen. Ältere DVD-Recorder ohne HDMI-Ausgang können teilweise nicht skalieren und geben das Signal als SD-Signal über Komponente (YUV) aus. In beiden Fällen nimmt der AV-Receiver, einmal über HDMI, einmal über Komponente (mit anschließender analog-digitaler Wandlung – die meist qualitativ tadellos durchgeführt wird), das SD-Signal entgegen und rechnet es auf 1080p hoch.
Dieses Video-Processing umfasst zwei Schritte: Das sogenannte „De-Interlacing“ wandelt Halb- und Vollbilder um. Das sogenannte „Upscaling“ rechnet aus einem Signal mit 720x576 (PAL) bzw. 720 x 480 Pixeln (NTSC) ein Signal mit 1920x1080 Pixeln (FullHD). Prinzipiell könnte auch der Flachbildschirm das Hochrechnen übernehmen – aber wie die Praxis zeigt, gelingt dies gerade bei etwas älteren Flachbildschirmen – z.B. aus den Baujahren 2008 oder 2009 – nicht restlos überzeugend. Wenn man also jetzt einen neuen AV-Receiver kauft, wäre es sinnvoll, dem AV-Receiver die Arbeit des Hochrechnens zu überlassen. Er gibt dann das „fertige“ Signal an den Flachbildschirm weiter. Auch, wenn man einen Beamer einsetzt, macht dies Sinn, da viele Beamer nur unzureichend Rechen-Power für eine qualitativ überzeugende Hochkonvertierung von SD- auf HD-Signale mit an Bord haben.
Merksätze
- AV-Receiver nehmen in der AV-Kette die Rolle auch der Videosignal-„Kommandozentrale“ ein.
- Das Hochkonvertieren eines SD-Signals besteht aus De-Interlacing und Upscaling.
- Moderne AV-Receiver rechnen SD-Signale qualitativ hochwertig in HD-Signale hoch und machen dies besser als viele Zuspieler und Bildwiedergabegeräte.
Weitere Möglichkeiten
Nicht nur das eigentliche Hochkonvertieren des Signals wird beherrscht, oft gibt es noch verschiedene Bildprogramme und Video-EQ-Einstellmöglichkeiten. Onkyo z.B. verbaut sogar ISF-Bildprogramme für perfekte Bildwiedergabe bei Tag und bei Nacht. Pioneer bietet spezielle Programme für unterschiedliche Bildwiedergabegeräte (Plasma-Display oder LC-Display ). Nicht selten gibt es gleich verschiedene Rauschfilter, die dediziert z.B. gegen Block-Artefakte oder Moskitorauschen vorgehen.
Mit diesen Möglichkeiten kann man sein Bild effektiv „feintunen". Mancher AV-Receiver wie z.B. der Yamaha RX-A3020 bietet sogar verschiedene Speicherplätze für eigene Kalibrationen an. Das ist sehr praktisch, zumal sich diese Speicherplätze sogar mittels der App für Apple iOS- oder Android-basierte Devices abrufen lassen – enorm komfortabel.
Merksätze
- Viele AV-Receiver verfügen über vordefinierte Bildfelder.
- Eigene Justagen sind mittels benutzerdefinierter Video-EQ-Parameter möglich.
Vorsicht!
Es könnten bei der Konfiguration allerdings verschiedene Schwierigkeiten auftreten – wir zählen sie auf:
- Die entsprechenden Funktionen – also z.B. das De-Interlacen und Hochskalieren von SD- auf HD-Signalen – müssen im Menü des AV-Receivers aktiviert werden. Ab Werk sind diese Funktionen oft ausgeschaltet.
- Aufpassen, dass bei einer Blu-ray-Zuspielung in hervorragender Signalqualität keine ungewollten Umrechnungsvorgänge innerhalb des AV-Receivers vorgenommen werden. Diese verschlechtern die Signalqualität!
- Der Blu-ray-Player gibt über HDMI nur Auflösungen ab 480/576p, aber kein 480/576i aus. Welche Folgen hat dies in der Praxis? Man muss dem BD-Player dann definitiv das De-Interlacen, also die Umwandlung von Halb- in Vollbilder (die ein aktueller Flachbildschirm zwingend benötigt), überlassen. Ist der eingebaute De-Interlacer schlecht, hat man keine Möglichkeiten, dies zu ändern – außer einer: Man verbindet den BDP über analog-Komponente mit dem AV-Receiver, wenn es um die DVD-Wiedergabe geht. Über Komponente kann 480i/576i ausgegeben werden. Dann ist aber parallel noch eine Tonleitung, optisch oder koaxial digital, zu legen.
- Der AV-Receiver verfügt über separate Videoeinstellungen für den entsprechenden Eingang, an dem der Bildzuspieler angeschlossen ist, und für den HDMI-Monitor-Ausgang. Hier muss man aufpassen, dass die Kombination beider Einstellungen Sinn macht, um eine stimmige Bildqualität zu erzielen.
Woran erkenne ich, dass der AV-Receiver hervorragende Arbeit leistet?
Ein in hervorragender Qualität hochkonvertiertes und justiertes Bild zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:
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