Anlagen- und Raumakustik Check
20.09.2012
Autoren: Matthias Böde und Mario-Felix Vogt, erstmals veröffentlich in Fono-Forum 09/2011
Bollerbässe, giftige Höhen, flacher Raum – wenn die Anlage nicht so klingt, wie sie soll, wird’s Zeit für einen umfassenden Check. In diesem Special zeigen wir Ihnen, welche Punkte zu überprüfen sind.
Wenn die Anlage zu dumpf/hell klingt
Hier geben wir Ihnen Tipps und Tricks in Sachen Position der Lautsprecher, Spikes und die Boxen, Kabeloptimierung und Raumeinrichtung überprüfen bzw. ggf. verändern.
1) Boxenaufstellung
Moderne HiFi-Lautsprecher sind in der Regel für eine relativ freie Aufstellung im Raum konzipiert. Zu nah an die Rückwand oder sogar in Raumecken platziert, neigen sie zum Wummern – der Bassbereich wird überbetont. Andererseits kann die Box zufällig in einem „Bassloch“ stehen, von denen es in jedem Raum welche gibt. Auch in unserem Hörraum treiben sie ihr Unwesen. Nicht so schlimm, wenn man weiß, wo sie sich befinden. So haben wir Klebemarken auf dem Fußboden, die bestimmte Standorte für gewisse Gehäusegrößen vorschlagen. Die brauchen Sie zu Hause nicht, da Sie nicht ständig neue Lautsprecher aufbauen. Trotzdem: Von der individuellen Feinarbeit bei der Aufstellung entbinden sie uns nicht (siehe Kasten). Deshalb lohnt es sich, mit der Platzierung zu experimentieren. Manchmal bewirken wenige Zentimeter eine deutliche Linderung des Problems, ohne gleich den häuslichen Frieden zu gefährden. Bei Kompaktboxen, die oft mit geringerem Abstand gehört werden, auf die Position des Hochtöners achten. Wir haben schon oft erlebt, dass eine etwas höhere beziehungsweise tiefere Platzierung einen großen Unterschied bewirkt. Rutschen Sie im Hörsessel doch einfach mal ein wenig tiefer, oder richten Sie sich auf. Vielleicht klingt’s dann schon ganz anders.
2) Spikes unter die Boxen
Es müssen nicht immer die ganz spitzen Dinger sein. Der Zubehörmarkt bietet eine Fülle von Kegeln, Basen und anderes, um Standboxen vom Boden zu liften. (siehe Spikes im Shop) Bässe werden so deutlich kontrollierter und dicken nicht mehr so die Mitten auf. Das Klangbild gewinnt zudem deutlich an Räumlichkeit und löst sich besser von den Lautsprechern. Grundsätzlich sollte so verfahren werden, dass die Boxen eine feste Standfläche haben. Auf dickem Teppich sollten Sie also eher mit Spikes operieren, die diesen durchdringen und mit dem soliden Estrich kontaktieren. Wichtig ist, dass die Spikes mit einem Schraubenschlüssel richtig festgezogen werden. Wenn die Anlage zu dünn klingt, kann’s am federnden Parkett liegen. Immer wenn der Tieftöner nach vorne schwingt, neigt sich die Box auf nachgiebigem Grund durch die ausgeübte Kraft nach hinten und absorbiert so gleich wieder einen Teil der Energie. Schwabbelige Dämpfer können diesen Effekt sogar noch verstärken. In diesem Fall ist es sinnvoll, eine schwere Steinplatte unter die Box legen, auf der sie sich abstützen kann. Filzplättchen (oder z.B. auch inakustik Referenz Plate 40) unter der Platte verhindern ein mögliches Verkratzen des Fußbodens.
3) Kabel optimieren
Man mag es kaum glauben, erfährt es jedoch immer wieder: Mit Kabeln lässt sich die tonale Balance einer Anlage in Maßen verändern. Bei der Auswahl den Fachhändler nach tendenziell rund und voll oder aber schlank und spritzig „klingenden“ Leitern fragen. Vor dem Kauf sollten Sie diese allerdings auf jeden Fall daheim ausprobieren. Falls Digitalkabel vorhanden sind, ist es sinnvoll, diese mit ins Tuning zu integrieren. Sie haben einen genauso großen Einfluss wie die Leiter zwischen den Komponenten beziehungsweise die zu den Lautsprechern.
4) Einrichtung beachten
Völlig klar: In einem mit Plüsch ausgeschlagenen Zimmer, das mit Polstermöbeln bestückt und einem dicken Teppich ausgelegt ist, kann’s nur gedämpft bis muffig klingen. Andererseits muss sich niemand wundern, wenn ihn in seiner modern-kärglich eingerichteten, mit großen Glasflächen und Fliesenboden ausgestatteten Wohnung die Höhen nerven und die Reflexionen jede Art von Kontur, Fokus und Präzision zunichtemachen. Will heißen: HiFi funktioniert nur in einem gewissen Rahmen äußerer Bedingungen. Der durchschnittliche Wohnraum, weder tot noch zu hallig, ist meist ein guter Kompromiss. Sonst können schallharte Fliesen vor den Boxen mit einem Teppich abgedeckt werden, was frühe Reflexionen mildert und die Wiedergabe klar verbessert. Fensterfronten lassen sich mit Vorhängen zähmen, und Pflanzen und unregelmäßig bestückte Regale sorgen ebenfalls für natürlichen Klang. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Und Sie werden sehen: Es gibt kaum eine Veränderung, die man nicht hört. Wie zum Beispiel das Aufsetzen einer Boxenbespannung. Das kann bei „giftigen“ Höhen das entscheidende Quäntchen bringen.
Wenn die Anlage eng und flach klingt
Auch in diesem Fall gibt es Abhilfe. Grundsätzlich stehen folgende Möglichkeiten zur Verfügung: Boxenaufstellung (siehe auch Tipps im Kasten), Netzanschluss optimieren und hochwertige Kabel einsetzen.
1) Boxenaufstellung
Natürlich gilt auch für das Phänomen mangelnder Räumlichkeit: Erst mal über prüfen, ob die Lautsprecher optimal aufgestellt sind. Hier wird nun die Basisbreite verändert beziehungsweise der Winkel, mit dem die Boxen zum Hörer stehen (siehe Kasten). Ist das erledigt, kann man sich den nächsten Punkten zuwenden.
Pi mal Daumen?
Boxen müssen penibel platziert werden. Wir erklären Ihnen, wie’s funktioniert.
Selbst wenn Sie mit dem Klang Ihrer Anlage vollkommen zufrieden sind, sollten Sie einmal versuchsweise an den Boxen rücken, sofern diese nur nach Augenmaß aufgestellt wurden. Denn dann liegt bestimmt noch Klangpotential brach, das durch eine bessere Platzierung aktiviert werden kann. Ziel ist dabei, eine in puncto Homogenität, Weiträumigkeit, Plastizität und Größenabbildung gleichermaßen perfekte Aufstellung zu ermitteln. Ganz grundsätzlich ist festzustellen, dass die Lautsprecher desto basskräftiger tönen, je näher sie zur Wand gerückt werden. Mit wachsendem Abstand zu begrenzenden Rücken- und Seitenwänden
wird das Klangbild schlanker. Die Größenabbildung und die Weite des räumlichen Spektrums verändern sich mit der so genannten Basisbreite, also dem Abstand zwischen den Boxen. Ist dieser gering, fällt das Klangbild eng und kompakt aus. Ist er zu weit, fehlt der Fokus. Die saubere Abgrenzung der Instrumente und Stimmen zueinander variiert auch mit dem Winkel des Lautsprechers zum Hörer. Ähnlich wie im Zusammenhang mit der Basisbreite stellt sich bei zunehmender Einwinkelung zum Hörer hin ein präziserer Fokus ein, schälen sich Solisten schärfer aus ihrer akustischen Umgebung heraus, nimmt das Tiefenrelief deutlich zu. Das Dumme ist, dass abseits dieser Grundsätzlichkeiten hauptsächlich Probieren weiterhilft. Zwar hat wohl jeder eine gewisse Vorstellung vom korrekten Verhältnis der Parameter Wandabstand, Basisbreite und Einwinkelung zueinander, doch für den letzten Kick reicht das nicht. So gibt es Boxen, die bei ungewöhnlich großer Basisbreite und starker Einwinkelung sogar bei geringem
Hörabstand eine fantastische Räumlichkeit ohne Größenübertreibungen oder Loch in der Mitte produzieren. Andere müssen unbedingt flach zum Hörer stehen, weil sie sonst sofort quäken und/oder das Klangbild in auffälliger Weise komprimiert wirkt. Mit ein wenig Aufmerksamkeit beim Verschieben werden Sie recht schnell hören, welche Bewegungen zu welchen Veränderungen führen. Nehmen Sie einige Musikstücke, die Sie gut kennen – Solisten, kleine Besetzung, großes Orchester. Die gar nicht so große Kunst besteht darin, alle Parameter in Einklang miteinander zu bringen. Zum Schluss mit dem Zollstock identische Abstände/Winkel für beide Boxen schaffen. Dann „rastet“ das Klangbild ein.
2) Steckerchaos beheben
Ein wesentlicher Grund für eingeschränkte Dimensionen bei der Raum abbildung sind falsch in die Dose eingeführte Netzstecker. In diesem Fall entstehen in den Komponenten unnötig hohe Potenziale gegen Masse, die in Form von Ausgleichs strömen über die Cinch-Kabel zwischen ihnen nivelliert werden. Bei den vielen Geräten einer Anlage, die meist über den zentralen Vor- oder Vollverstärker erdungsmäßig alle mit einander verbunden sind, entsteht ein wilder Stromfluss. Der führt zu einer matten, vor allem aber räumlich eingeschränkten Wiedergabe. Wer ein Voltmeter zur Hand hat, geht so vor: Alle unnötigen Geräte abkabeln, ein Pol an die äußere Cinch-Buchse, den anderen an den Schutzkontakt der Steckdose, auf beiden Steckerpositionen messen, niedrigeres Potenzial vorsichtshalber markieren. Ansonsten kann man auch durch kurze Hörtests dem Fehlerteufel auf die Schliche kommen. Einfach eine besonders räumliche CD abspielen, und zuerst beim Spieler, danach beim Verstärker beide Steckerpositionen ausprobieren (identische Lautstärke), dann hört man die Unterschiede sofort. Um Wechselwirkungen zu vermeiden, beim Austesten nur die benötigten Geräte untereinander verbinden.
3) Beipackstrippen
Mickrige Cinch-Kabel sind nicht nur für fahle, energiearme Klangbilder verantwortlich, sie lassen auch gerne den Klang an den Boxen kleben und können die Räumlichkeit einer Aufnahme beeinträchtigen. Nun gibt es unter günstigen Audiokabeln und Lautsprecher-Kabeln eher hell oder dunkel timbrierte, dynamisch oder feinsinnig erscheinende Typen. Für beste Räumlichkeit muss man unserer Erfahrung nach jedoch tiefer in die Tasche greifen. Als Faustregel gilt, dass man für Zubehör zur klanglichen Optimierung insgesamt etwa zehn Prozent des Anlagenpreises einplanen sollte.
Sie sehen, es lässt sich mit relativ wenig Aufwand einiges verbessern. Dabei gilt grundsätzlich: Probieren geht über studieren.
Wenn Energie und „Drive“ fehlen
Kraftlose Bässe, fahler Ton und ein Klangbild wie aus der Zwangsjacke – wenn das Ihre Anlage beschreibt, dann läuft etwas falsch. Wir Ihnen Tipps, wie Sie fehlende Energie und mangelnde Auflösung bei Ihrer HiFi-Anlage in den Griff bekommen.
1) Leiste macht Druck
Jeder kennt das: Für die erste Anlage hat man sich vor Jahren – oder schon Jahrzehnten – eine Mehrfachsteckdose gekauft. Meist ein billiges Plastikteil. Im Laufe der Zeit sind die Komponenten immer aufwendiger und teurer geworden, doch die Leiste ist geblieben. Ein Fehler! Denn mithilfe einer hochwertigen Netzleiste, wie sie in verschiedens - ten Ausführungen und Preisklassen angeboten werden, lässt sich der Klang einer HiFi-Anlage durchaus ein wenig optimieren. Deshalb: Wenn’s etwas fahl, dünn, energiearm und irgendwie wie schaumgebremst klingt und ansonsten keine Fehler vorliegen, schauen Sie doch einmal, aus was für einem Teil Ihre Geräte ihren Strom beziehen. Wer’s nicht glaubt, sollte es einmal versuchen. Eine solide, gegen Vibrationen unanfällige und mit dickem Draht statt dünner Plättchen sowie fest zupackenden Kontakten ausgestattete Leiste bringt mehr Dampf und Drive ins Spiel. Der Spaß muss gar nicht viel kosten. Gute Leisten gibt’s schon ab etwa 50 Euro. Selbstverständlich müssen die Komponenten auch hier phasenrichtig angeschlossen werden.
2) Phasendreher
Man hält es nicht für möglich, doch viele Lautsprecher sind phasenverkehrt an der Endstufe angeschlossen, das heißt, dass bei einer Box Plus und Minus vertauscht wurden. So etwas passiert leicht, wenn man etwa mit Kabeln hinterm Verstärker im dunklen Schrank hantiert. Da muss man unheimlich aufpassen, zumal eindeutige Markierungen auf den Boxenkabeln oft fehlen. Andererseits ist das durch Verpolung hervorgerufene Klangbild derartig dünn, hohl und vor allem diffus, dass der Zustand wohl nicht lange unbehoben bleibt. Sollte man meinen. Tatsächlich leben viele HiFi-Hörer mit einer verpolten Anlage, sind unzufrieden und haben schon einiges probiert. Nur eben die Anschlüsse nicht kontrolliert. Im Zweifel sollte man diese deshalb immer noch mal nachprüfen.
Wenn es an Auflösung mangelt
1) Kontakte säubern
ösung und Räumlichkeit Brüder sind – je mehr Feinheiten übertragen werden, desto exakter lassen sich Raumdimensionen erkennen –, so hat die Auflösung einer Kette entscheidenden Einfluss auf eine ganze Reihe klanglicher Parameter. Und dieser Aspekt ist besonders schwierig zu fassen. Hier merkt man erst, was der eigenen Anlage fehlt, wenn man ein bekanntes Stück auf einer anderen, besseren gehört hat. Sollten Sie hingegen den Eindruck haben, dass Ihre Kette nicht mehr so feingliedrig und auf dem Punkt spielt wie früher, kann die Reinigung sämtlicher Kontaktstellen helfen. Zu diesem Zweck bietet der HiFi-Handel alle möglichen Mittelchen (z.B. das bewährte HIFI-REGLER Kabel Fluid) an, die man sparsam einsetzen sollte. Nun die Übergänge säubern. Mit Hilfe von dünnen Pfeifenreinigern erreicht man sogar die Cinch-Innenkontakte. Hinterher tönt’s oft wieder frischer und feiner, eben aufgelöster. Kleine Mühe, großes Ergebnis.
2) Netzfilter
ßstädten ist kaum noch ein sauberer 50-Hertz-Sinus zu sehen. Und in Zukunft wird die Beeinträchtigung durch Computer, W-Lan etcetera über das Stromnetz noch zunehmen. Gegen viele der Störenfriede helfen Netzfilter. Zuweilen befreien sie das Klangbild gleichsam aus seiner Enge. Weil Verzerrungen reduziert sind und die Auflösung zunimmt. Mit allen Konsequenzen zum Beispiel für die Räumlichkeit. In vielen guten Netzleisten sind Netzfilter integriert (z.B. Inakustik Referenz AC-2502).
Das macht die gute Anlage perfekt
1) Ein feste Burg
Hochwertige Komponenten in klapperigen Regalen oder Konstruktionen aus Stahl und Glas – das passt nicht zusammen. Die Aufstellung der Geräte hat auf ihren Klang einen ebenso großen Einfluss wie etwa eine solide Steckerleiste. Das Angebot hält vielfältige Lösungen bereit, die zwar durch die Bank teurer sind als ein simples Ikea-Schränkchen, dafür aber viel besser „klingen“. (Siehe HiFi-Möbel im Shop ...)
2) Kabelbrücken
Nachhaltige Klangverhinderer sind die Metallbrücken in den Bi-Wiring-Terminals der meisten Lautsprecher. Bi-Wiring (zu Deutsch: Doppelverdrahtung) bedeutet, dass man einen Lautsprecher mit zwei separaten Kabeln für den Tiefton und den Mittelhochton-Zweig an einem einzigen Verstärker betreibt. Wer mit nur einem Kabel arbeitet, sollte sie durch kurze Kabelverbinder (auch Jumper genannt) ersetzen. Selbst konfektioniert kosten sie nur wenige Cent und machen den Klang natürlicher und räumlicher. Das gilt auch für die Klammern zwischen den Vor-/Endstufen-Buchsen auftrennbarer Vollverstärker.
3) CD-Pflege
Damit CDs lange erhalten bleiben, sollte man sie staubfrei, trocken und – ganz wichtig! – vor Sonnenlicht geschützt in der Originalhülle lagern. Zum Entfernen von Staub und Fingerabdrücken empfiehlt sich lauwarmes Wasser mit einem Tropfen milden Spülmittels, bei kleineren Kratzern helfen Pasten wie „Disc Repair“ von Hama.
Weiterführende Links:
Wege zu einer guten Raumakustik (Teil 1) ...
Wege zu einer guten Raumakustik (Teil 2) ...
Verantwortlich für den Inhalt: Detlev Schnick, © Copyright 2002 - 2024 HIFI-REGLER