Das Wesen des Klangs
Text von René Roland Katterwe, update: 30.10.2014
Allzu preiswerte HiFi-Anlagen betonen oft den Sprachbereich oder klingen allzu druckvoll, ohne allerdings dabei die bestmögliche Sprachverständlichkeit und Präzision zu bieten, von kristallklaren Höhen ganz zu schweigen. Gerade wenn man beim Kauf einer HiFi-Anlage ein schmales Budget hat, lohnt es sich, bei der Vorführung im Geschäft etwas genauer hinzuhören.
Die Erklärung üblicher Klangbegriffe
Wer den Klang einer HiFi-Komponente beispielsweise im HiFi-Laden beschreiben möchte, braucht deutlich mehr Vokabular als nur guter bzw. schlechter Bass, Mitten bzw. Höhen. Besonders viele Klangbegriffe werden in Fachzeitschriften verwendet. Damit Sie die Klangbeschreibungen in der Fachpresse verstehen und Ihre Klangwünsche mit dem Verkäufer diskutieren können, haben wir Ihnen hier die wichtigsten Klangbegriffe samt Erläuterungen zusammengestellt.
Aggressiv
Die Wiedergabe ist direkt und explosiv. Diese tendenzielle Aufdringlichkeit wirkt nur bei Heavy Metal und Trash mitreißend und nervt insbesondere bei ruhiger Musik.
Analytisch
Klangliche Details treten deutlich hervor. Instrumente sind gut erkennbar. Viele Studiomonitore zum Abmischen von Schallplattenaufnahmen klingen analytisch. Man muss sich unwillkürlich auf die Musik konzentrieren und kann schlecht weghören. Ungeeignet für Hintergrundmusik.
Angenehm
Dieses Adjektiv wird meist im Zusammenhang mit „warm“ verwendet. Ein „warmer angenehmer Klang“ besteht dann, wenn beim Hören ein unwillkürliches Wohlgefühl einstellt, im Sinne einer „meditativen Entspannung“.
Audiophil
Harmonischer und rundum natürlicher Klang mit Feinzeichnung, Impulstreue und Detailreichtum.
Aufdringlich
Überpräsenter, vorlauter Klangcharakter ohne Homogenität oder Feinzeichnung.
Ausgeglichen
Alles klingt wie aus einem Guss, neutral und ausgewogen. Klangkorrekturen sind unnötig.
Anspringend
Alle Details der Aufnahme springen förmlich in den Raum. Alles wird lebendig mit dem richtigen Timing wiedergegeben, nichts wirkt müde oder träge.
Bassbetont
Satter, kräftiger und voluminöser Klang. Die Musik wird vom Bass dominiert. Eine deutliche Bassanhebung wird von vielen Musikliebhabern vor allem beim leisen Hören als angenehm empfunden.
Bodenständig
Von bodenständigem Klang spricht man, wenn der Bassbereich gute Substand bietet, die Sprachverständlichkeit ordentlich und kein Frequenzbereich überbetont ist, insbesondere nicht die Höhen.
Charmant
Einschmeichelnd harmonisch, ganz gleich ob eher zurückhaltend oder eher lebendig.
Detailreich
Ein detailreicher Klangcharakter legt alle Details offen und verschweigt keinerlei Feinheiten.
Direkt
Eine direkt klingende Anlage gibt das Klanggeschehen unvermittelt, hautnah, ehrlich und präzise wieder.
Dreidimensional
Der Klang löst sich von den Lautsprechern über das Stereopanorama hinaus und lässt sowohl Höhe als auch Tiefe erkennen. Einzelne Instrumente können innerhalb des Staging genannten Bühnenbildes geortet werden.
Dröhnig
Von Dröhnen spricht man bei einer Überbetonung mittlerer Bassfrequenzen, die oft durch stehende Wellen im Raum entstehen. Statt echtem Tiefbass wirkt der Bass nur laut statt mächtig, satt oder fett und ist dabei unsauber.
Druckvoll
Satter, fetter und kompakter Klang. Wichtig für druckvollen Sound sind auch tiefe Bassfrequenzen.
Dünn
Schlanker Klang mit nicht ausreichender Grundtonsubstanz. Neben Bassinstrumenten klingen auch Männerstimmen unterbelichtet. Dünn klingende Lautsprecher werden oft fülliger, wenn man sie näher an die Wand bzw. in die Ecke stellt.
Dunkel
Ein dunkler Klang entsteht bei fehlenden Höhen mit tendenzieller Überbetonung des Bassbereiches, was noch nicht heißt, dass der Tiefbass auch entsprechend ausgeprägt ist.
Dynamisch
Die Musik klingt lebendig, fetzig, mitreißend, temperamentvoll, kraftvoll und teilweise explosiv. In dieser Disziplin sollte eine Anlage für Hip-Hop, Funk und lebendige Popmusik zur Höchstform auflaufen, obwohl echte Dynamik meist nur von klassischer Musik geboten wird.
Energisch
Kraftvoller Klang voller Dynamik mit Substanz im Bass, präsenten Mitten und klaren Höhen.
Eng
Zweidimensional eingeschränktes Klangbild, welches nicht über die Lautsprecher hinausgeht.
Enthusiastisch
Mitreißende Wiedergabe mit dem Eindruck engagierter Musiker. Die Spielfreude kommt unvermittelt herüber wie im Konzert.
Feindynamisch
Bei der Musikwiedergabe unterscheidet man die Feindynamik von der Grobdynamik. Mit Grobdynamik ist die Fähigkeit der Anlage gemeint, hohe Gesamtlautstärken zu erzeugen, die Feindynamik beizeichnet die Genauigkeit der Detailwiedergabe.
Feinzeichnend
Detailreicher und feindynamischer Klang, der alle Details präzise und gleichzeitig harmonisch herausarbeitet.
Fett
Ein fetter Bass ist mächtig voluminös und lässt oft Präzision vermissen, klingt also nicht unbedingt trocken und knackig.
Filigran
Von filigranem Klang spricht man bei guter Detailauflösung, die eventuell auch mit einem unterbelichteten Bassbereich einhergehen kann.
Frei
Von den Lautsprechern losgelöster, luftiger Klang.
Frisch
Ein frischer Klang ist lebendig mit gut ausgeprägten, aber keinesfalls unsauberen oder überzogenen Höhen.
Füllig
Männergesangsstimmen werden hervorgehoben, die Musik klingt vollmundig und grundtonlastig. Präsenzbereich und Höhen werden vom Grundtonbereich überdeckt. Die Anlage verbreitet angenehme Wohnzimmeratmosphäre.
Gespresst
Enger, komprimierter und begrenzter Klangcharakter ohne luftige Freiheit. Fehlende Feindynamik.
Hallig
Jeder kennt den Klang einer Turnhalle. Wirkt die Musikwiedergabe ähnlich hallig, liegt es meist eher am Abhörraum als an der Anlage. Klingen Lautsprecher auch in einer guten Raumakustik im Wohnzimmer hallig, sind sie auf eine Fensterfront gerichtet oder ihr Rundstrahlverhalten ist nicht optimal.
Harmonisch
Glaubhaft rundes und ausgewogenes Klangbild mit lebendigen und in keinem Bereich überbetonten Klangfarben.
Harsch
Unnatürlich scharfer Klang mit gepressten, rauen Höhen, der Spielfreude und Luftigkeit vermissen lässt.
Hart
Es klingt direkt, kraftvoll und trocken. Bei einem harten Klangbild werden die oberen Frequenzlagen betont und tendieren zur Schärfe, oft auch zu Verzerrungen. Der Musik fehlt die Atmosphäre. Rock-, Punk-, Funk- und Popliebhaber bevorzugen oft einen eher harten Klangcharakter.
Höhenbetont
Der Hochtonbereich neigt zur Schärfe, Zischlaute der Sprache wirken lästig. Die ursprünglichen Klangfarben der Instrumente werden übersteigert, farbiger und eher zu lebendig. Meist von notorischen Discogängern mit beginnendem Gehörschaden bevorzugt.
Homogen
Wirkt alles wie aus einem Guss, ohne dass man zum Beispiel die Hochtöner als solche wahrnimmt und ohne dass irgendein Detail der Aufnahme unangenehm hervorsticht, ist das Klangbild homogen.
Impulsiv
Die Musikwiedergabe ist lebendig und anspringend und verführt zum Mitwippen der Füße (Vorsicht im Auto!) Anders ausgedrückt: Die Musik bekommt den richtigen "Kick".
Klar
Bei einem klaren Klangeindruck erscheinen die oberen Frequenzlagen etwas lauter, ohne unbedingt unsauber zu wirken. Helle und klare Abstimmungen sind oft auch mit einer klanglich schlanken Grundtendenz gepaart und wirken dann im Grundtonbereich eher zurückhaltend.
Knackig
Wiedergabe mit einem Tieftonbereich, der schnell und ohne Verzögerungen übertragen wird. Oft reicht die Tiefbasswiedergabe bei solchen Abstimmungen nicht ganz so abgrundtief hinab.
Kompakt
Recht druckvoll und knackig, präzise und dynamisch, aber nicht unbedingt feinzeichnend und luftig.
Komprimiert
Langweiliges Klangbild ohne echte Dynamik. Wirkt bisweilen kompakt und druckvoll, aber auch überpräsent und hart.
Kontrolliert
Präziser, schneller Klang ohne Trägheit.
Konturiert
Präzises Klangbild mit konturenscharfer Abbildung einzelner Instrumente innerhalb eines glaubhaften Stereopanoramas.
Kraftvoll
Starker, kompakter Klangeindruck mit massivem Bass, energischen Mitten und klaren Höhen.
Lästig
Scharfer und aufdringlicher Klang mit komprimierten, überbetonten Höhen und / oder überpräsenten Mitten ohne rechte Auflösung oder Sprachverständlichkeit.
Lebendig
Auf natürliche Weise temperamentvoll, lebhaft, energisch und spielfreudig.
Luftig
Transparenter und räumlicher Klang, leicht und frei.
Mächtig
Druckvoller dynamischer Klang mit massivem Bass.
Matt
Klangbild ohne Auflösung und Strahlkraft im Hochtonbereich. Dieser sollte frei und offen klingen.
Mittenbetont
Stimmen treten hervor, Bässe und Höhen fehlen, es klingt nicht voluminös genug. Stimmen treten überproportional aus dem Klanggeschehen hervor, die Feinzeichnung und das Klangvolumen fehlen. Mittenbetonung macht eigentlich nur zur Nachrichtenwiedergabe Sinn.
Musikalisch
Natürlicher, lebendiger Klang mit tonaler Ausgewogenheit und harmonischem Gesamtcharakter.
Natürlich
Im Idealfall klingt die Anlage so, als wäre sie gar nicht vorhanden. Der Klangeindruck sollte einem Konzertbesuch nicht unähnlich sein, Stimmen und Instrumente dabei möglichst lebensecht und realistisch wiedergegeben werden.
Neutral
Sauber, ehrlich und recht natürlich sowie insbesondere ohne Verfärbungen im Sprachbereich.
Offen
Weiträumiges und freies Klangbild, das über die Lautsprecher hinausgeht.
Opulent
Theatralisch mächtig im Bassbereich, dabei aber nicht unbedingt knackig trocken oder präzise.
Ortbar
Zum wirklich räumlichen Klang gehört das richtige Maß Ortbarkeit, bei dem die Instrumente an der richtigen Stelle hörbar sind und die Stimme z.B. felsenfest in der Mitte steht. Auch die Größe der einzelnen Instrumente bzw. Klangkörper sollte stimmen.
Pegelfest
Dynamisch mit gleich bleibendem Klang ohne Kompressionserscheinungen bis hin zu sehr hohen Abhörlautstärken.
Präsent
Frauengesangsstimmen werden hervorgehoben, der Klang ist leicht näselnd. Das ist dann sinnvoll, wenn Radiodurchsagen auch bei geringer Lautstärke gut verständlich sein sollen.
Präzise
Die Anlage klingt präzise, wenn alle Details wiedergegeben werden, nichts verzerrt und der Bass nicht mulmig oder träge, sondern sauber und trocken wirkt.
Räumlich
Sowohl eine ordentliche Weiträumigkeit als auch eine gewisse Raumtiefe ist erkennbar.
Rau
Leicht verzerrter Klang mit einer geringeren Höhenbetonung und eher unsauberen Mittellagen.
Realistisch
Die Musik wirkt lebensecht, hautnah und gibt alle Klangfarben natürlich wieder.
Ruhig
Die Musik spielt zurückhaltend im Hintergrund und drängt sich nicht auf. Ursächlich ist meist ein zu den Höhen hin sanft abnehmender Pegel, oft in Verbindung mit einer leichten Präsenzsenke (oberer Mitteltonbereich).
Rund
Bei einem runden Klangeindruck sind die Höhen tendenziell zurückhaltend, der Grundtonbereich ist gut ausgeprägt. Das Klangbild ist homogen und stimmig.
Sanft
Weiches Klangbild, wenig präsente Mitten und zurückhaltende Höhen. Eher für Hintergrundmusik als für intensives Musikhören geeignet.
Satt
Starker und vergleichsweise fetter Bass, gleichzeitig recht präzise und trocken.
Sauber
Wirkt die Anlage sauber, ist sie im gesamten Frequenzbereich klar und präzise.
Scharf
Aggressiver Klangeindruck mit zu lauten, wenig differenzierten Höhen. Die natürlichen Klangfarben der einzelnen Instrumente werden überdeckt und sind nicht gut unterscheidbar.
Schnell
Ein schneller Klangcharakter mit dem richtigen Timing verursacht unwillkürliches Fußwippen, während träger Klang oft nach eingeschlafenen Füßen bzw. Musikern klingt.
Schlank
Wiedergabe mit fehlender Grundtonwärme und einem mageren Bassbereich.
Souverän
Tonal ausgewogenes Klangbild mit homogenem Gesamtcharakter, ordentlicher Dynamik sowie Feindynamik.
Spielfreudig
Lebendig und feindynamisch sowie mit dem richtigen Timing.
Spitz
Überzogen laute Höhen in einem schmalen Frequenzbereich überbetonen die Zischlaute der Sprache und verhindern einen angenehmen Klang von Instrumenten und das natürliche Abklingen angeschlagener Glocken, Klangschalen oder eines Gongs.
Stabil
Einzelne Instrumente verbleiben innerhalb des Klanggeschehens auf der gleichen Stelle, das ganze Klangbild wirkt zuverlässig konstant.
Staging
Die einzelnen Instrumente werden in der richtigen Größe und auf den richtigen Positionen dargestellt und auch die Stimme ist in der Mitte ortbar.
Stimmig
Klangcharakter mit überzeugender tonaler Balance, also ebenso guter Bass- wie auch Höhenwiedergabe und einem Mitteltonbereich, der sich harmonisch dazwischen einfügt. Kein klangliches Merkmal tritt störend hervor.
Straff
Von straffem Klang spricht man, wenn der obere Bassbereich differenziert, trocken und schnell zu Werke geht. Ein voluminöser Bass steht oft, aber nicht immer einem straffen Klang entgegen.
Substantiell
Mit guter Grundlage im Tiefbass, Bass- und Grundtonbereich.
Temperamentvoll
Lebendiger Klang, der einen schnellen und kraftvollen Eindruck vermittelt. Eher für intensives Musikhören als für Hintergrundmusik geeignet.
Träge
Wirkt die HiFi-Anlage träge ohne das richtige Timing der Musik, kommt keine rechte Freude auf. Die Musiker wirken lustlos langsam und der Zuhörer schläft ein.
Transparent
Das Klangergebnis erscheint durchsichtig, die einzelnen Instrumente sind klar herauszuhören. Alles wirkt sehr luftig und keine Spur matschig.
Trocken
Wiedergabe mit direktem und energiereichem anstelle eines schwabbelnden oder trägen Basses.
Überladen
Ein allzu voluminöser, überpräsenter und gleichzeitig höhenbetonter Klang führt oft zu einem überladenen Klangbild mit hoher Aufmerksamkeitswirkung, aber wenig Homogenität und Entspanntheit der Musikwiedergabe.
Unausgewogen
Der Klang wirkt lästig, die Spachverständlichkeit ist mangelhaft. Eine wirklich musikalische Atmosphäre kommt hier nicht auf, einzelne Instrumente sind schwer erkennbar und vermischen sich zu einem Klangbrei.
Unbeteiligt
Klingen die Musiker lustlos und unbeteiligt, mag keine rechte Spielfreude aufkommen. Ein allzu zurückhaltender Klang, evtl. noch mit schwachen Höhen, ist nur für Hintergrundmusik geeignet.
Undifferenziert
Wenig präziser bis matschiger Klang verhindert das Erkennen aller Instrumente und feinster Details.
Voluminös
Voluminös klingt die HiFi-Anlage dann, wenn Bass- und Grundtonbereich stärker als Präsenz- und Hochtonbereich ausgeprägt sind.
Warm
Bei einem als warm umschriebenen Höreindruck sind leicht zurückgenommene Höhen im Spiel, gepaart mit einer guten Ausprägung des Grundtonbereichs (untere Mitten). Klangwärme erzeugen oft auch die (harmonischen) Verzerrungen eines Röhrenverstärkers.
Weich
Die Musik klingt einschmeichelnd warm, aber ohne Nachdruck in der Basswiedergabe. Mit der mangelnden Präzision kann sich nicht jeder HiFi-Fan anfreunden.
Weiträumig
Lässt die HiFi-Anlage eine imaginäre Bühne oder den Aufnahmeraum erkennen, ist das Klangbild räumlich. Löst sich dieses Bild von den Lautsprechern und geht seitlich darüber hinaus, bezeichnet man es als weiträumig.
Zeitrichtig
Von zeitrichtiger Wiedergabe spricht man dann, wenn alle Details exakt und schnell wiedergegeben werden, ohne dass einzelne Impulse zu träge wirken.
Zurückhaltend
Es treten keine lästigen Eigenschaften hervor, gut geeignet für Hintergrundmusik. Jazz- und Klassikliebhaber bevorzugen diese Klangrichtung eher als Pop-, Techno- und Hard-Rock-Fans.
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