Streaming über den AV-Receiver
Text von Carsten Rampacher (AREADVD) - exklusiv für HIFI-REGLER, update: 30.10.2014
Praktisch alle aktuellen AV-Receiver ab 350 bis 400 EUR der Marken Denon, Onkyo, Pioneer und Yamaha verfügen über die Möglichkeit, Musikdateien von PCs oder Servern, die sich im gleichen Netzwerk befinden, zu streamen. Wozu dient das? Ein kurzer Abriss gibt Antworten.
Die Einbindung ins Heimnetzwerk
Viele AV-Receiver verfügen auf der Rückseite über eine Netzwerk-Schnittstelle. Wird in diese ein handelsübliches Netzwerkkabel gesteckt, kann eine Netzwerkverbindung aufgebaut werden.
Meist ist im Router, über den das Heimnetzwerk gesteuert wird, Dynamic Host Configuration Protocol, kurz DHCP, aktiviert, das heißt, wenn man den AV-Receiver ins Netzwerk eingebunden, bekommt er automatisch eine IP-Adresse zugewiesen – er wird sozusagen im Heimnetzwerk „erkannt“ und kann es nutzen.
Manche Hersteller bieten auch optional ein WLAN-Modul an, dieses wird an einen USB-Anschluss auf der Geräterückseite angeschlossen, damit kann dann die kabellose Einbindung ins Heimnetzwerk erfolgen.
Merksätze
- Über die RJ-45-Buchse der Netzwerkschnittstelle wird der AV-Receiver eingebunden.
- DHCP sollte im Router und im Menü des AV-Receivers aktiviert sein.
- Optional bieten einige Hersteller WLAN-Dongles an.
Erste Schritte zur Netzwerkeinbindung ...
Wozu habe ich ...
... den AV-Receiver ins Netzwerk eingebunden? Um Musik-Dateien zu streamen!
Die AV-Receiver von Denon, Onkyo, Pioneer und Yamaha sind in der Lage, Musikdateien in verschiedenen Formaten, die auf Heimservern (z.B. NAS)oder PCs, die sich im gleichen Netzwerk befinden, abgespeichert sind, wiederzugeben. Dies erfolgt über sogenanntes Streaming – die Dateiinformationen werden auf den AV-Receiver übertragen. Voraussetzung für die Nutzung dieses Features sind allerdings zwei Dinge: Die entsprechenden Ordner, deren Dateien über den AV-Receiver wiedergegeben werden sollen, müssen auf dem Server oder auf dem PC freigegeben werden – das heißt, sie müssen für den AV-Receiver zugänglich gemacht werden. Das Zweite, ebenfalls wichtige Thema: Das jeweilige Musikdateiformat muss vom AV-Receiver wiedergegeben werden können. Die meisten AV-Receiver beherrschen folgende Formate:
MP3
Das wohl bekannteste und gebräuchlichste Format, allerdings stark verlustbehaftet komprimiert. Bereits seit Mitte der 90er Jahre gibt es Geräte, die MP3-Dateien wiedergeben können. Welche MP3-Bitraten vom jeweiligen AV-Receiver akzeptiert werden, kann man der Bedienungsanleitung (die auch in CD-Form dem AV-Receivers beiliegen kann) entnehmen. Meist aber können AVRs die auf dem Heimserver oder dem PC gespeicherten MP3-Dateien wiedergeben. Da die Qualität oftmals durch die starke Komprimierung der Daten (Vorteil: MP3-Dateien brauchen wenig Speicherplatz, Nachteil: akustische Defizite) leidet, haben die AVRs von Yamaha, Pioneer, Onkyo und Denon spezielle DSP-Programme an Bord, die sich z.B. „Sound Retriever“ oder „Music Optimizer“ nennen: Diese nehmen sich der klanglich matten MP3-Dateien an und verbessern die gesamte Dynamik, die Wiedergabe im Hochtonbereich, die Stimmwiedergabe und die Präzision im Bassbereich. Natürlich funktionieren diese Aufpolierer nicht nur bei MP3, sondern auch bei anderen Dateiformaten mit hoher Daten-Komprimierung. Ein gelungenes Beispiel ist der Compressed Audio Restorer von Denon.
AAC
Dies steht für „Advanced Audio Coding“. Bekannt wurde AAC, das mit dem Containerformat MP4 arbeitet, vor allem als Audioformat von Apple iTunes und von Real Networks. AAC hat eine höhere Kompressionsrate als konkurrierende Formate, bereits ab 64 kbit/s werden akzeptable Ergebnisse in Stereo erreicht.
WMA
Windows Media Audio: Wird in der Regel mit verlustbehafteter Kompression verwendet – allerdings werden bis zu 96 kHz/24-Bit-Dateien unterstützt und somit sind auch High Resolution-Anwendungen möglich. Mit WMA kodierte Audiostreams sind meist in sogenannte ASF-Container integriert. WMA unterstützt die Verwendung des digitalen Kopierschutzes DRM.
FLAC
Free Lossless Audio Codec: Besonders interessant gerade im Zeitalter blitzschneller Heimnetzwerke und Internetverbindungen. FLAC ermöglicht die verlustfreie Komprimierung von Audiodaten und eignet sich somit hervorragend als Format für Dateien mit höchstmöglicher Klangqualität. FLAC-Dateien werden im FLAC-eigenen Container gespeichert. Auflösungen zwischen 4 und 32 Bit pro Sample werden unterstützt, Abtastfrequenzen zwischen 1 Hz und ca. 655 kHz sorgen für enorme Flexibilität. Sehr beliebt sind FLAC Stereo-Dateien in 96 kHz/24-Bit und in 192 kHz/24-Bit, Musikdateien in diesem Format kann man sich bei speziellen Portalen wie z.B. www.highresaudio.com oder www.hd-klassik.com auf PC oder Server herunterladen.
WAVE
Containerformat, das meist Pulse Code Modulation (PCM) Rohdaten enthält. Auch hochauflösende PCM-Daten können in diesem Container verpackt werden.
Seltenere Formate
Manche AV-Receiver beherrschen auch weitere Formate:
Apple Lossless
(z.B. Denon unterstützt dies …): Wird gern auch unter ALAC (Apple Losless Audio Coding) geführt. Ermöglicht, wie der Name schon ausdrückt, die verlustfreie Kompression von Audiodaten. Audiodaten, die mit dem speziellen Algorithmus komprimiert wurde, werden in MP4-Dateien mit der Endung .m4a oder aber .mp4 abgespeichert.
DSD
„Direct Stream Digital“ (wird zurzeit nur von den Top-Modellen der Pioneer AV-Receiver untersützt) ist eigentlich das Format, in dem die Daten auf der Super Audio CD, kurz SACD, abgelegt wurden. Die in DSD vorliegenden Master werden aber auch verstärkt als Musikdateien bei entsprechenden internetbasierten High-Resolution-Audio-Services zum Dowload angeboten. DSD funktioniert komplett anders als PCM-basierte Systeme und bietet eine enorme Klangqualität mit einer Samplingrate von 2,8 Mhz eines Delta-Sigma-Modulators. (Gegenstück: lineare PCM-Wandler). Anstatt wie bei PCM quantisierte Pegelwerte umfasst der Datenstrom bei DSD hochauflösende Delta-Sigma-Werte (Änderungsangaben zum Verlauf des Audio-Pegels). Eigentlich benötigt man 1 Bit D/A-Wandler zur korrekten Verarbeitung, oftmals wird in der Praxis aber das DSD-Signal auf der digitalen Ebene in ein leichter zu verarbeitendes PCM-Signal verwandelt.
Ogg Vorbis
Freies Audioformat für verlustbehaftete Audio-Daten-Kompression. Enthalten in Ogg-Containerdaten. Audiodateien z.B. in Wikipedia sind in diesem Format komprimiert.
Merksätze
- Es gibt verlustbehaftete und verlustfreie Audiodaten-Kompressionsformate.
- Höchstmögliche Musikqualität ist mit FLAC, WAVE oder DSD möglich.
- Hochauflösende Audiodateien kann man bei entsprechenden Services im Internet herunter laden.
- Erst in die technischen Spezifikationen des jeweiligen AV-Receivers schauen, ob das entsprechende Dateiformat abgespielt wird!
Apple AirPlay die andere Art des Music Streamings
Wer iTunes auf dem PC hat, kann über AirPlay die Musik zum AV-Receiver streamen. Auch mit dem iPhone kann man die AirPlay-Funktion nutzen.
Eingebürgert bei vielen AV-Receiver-Modellen hat sich Apple AirPlay. Hier kann man die Musik, die man in iTunes auf dem PC oder im iOS-Endgerät (z.B. iPod Touch, iPhone, iPad) abgelegt hat, direkt über den AV-Receiver wiedergeben. Um diese Funktion nutzen zu können, müssen Apple-Gerät und AV-Receiver im gleichen Netzwerk angemeldet sein.
Merksätze
- AirPlay ist auf Apple-Hard- und Software beschränkt.
- Apple-Device oder PC mit iTunes müssen im gleichen Netzwerk eingebunden sein wie der AV-Receiver.
- Hochauflösende Audiodateien kann man bei entsprechenden Services im Internet herunter laden.
- Erst in die technischen Spezifikationen des jeweiligen AV-Receivers schauen, ob das entsprechende Dateiformat abgespielt wird!
Fazit
Das Streaming von Musikdateien oder die Nutzung von Apple AirPlay ist alles andere als kompliziert. Geht man die in diesem kleinen Special enthaltenen Informationen durch, kann man direkt loslegen, und vorbei ist die Zeit der verlorenen gegangenen CDs – alle Musik, die man gern hört, ist einfach auf PC oder Home Server abgelegt und kann bequem zum AV-Receiver gestreamt werden. Wer Musikdateien in einer Qualität sucht, die der der CD deutlich überlegen ist, kann sogar im Internet entsprechendes Material herunter laden. Die Preise sind zwar nicht eben niedrig, dafür aber kann man auf komfortable Art und Weise zu klangstarken Audio-Files kommen.
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